Kïss:Die Bar, die sich selbst integriert

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Im Kïss gibt es Getränke-Spezialitäten aus Tunesien, der Türkei, dem Libanon und Israel. (Foto: Florian Peljak)

Mit hippen und orientalischen Einflüssen passt das Kïss hervorragend in das Bahnhofsviertel.

Von Philipp Crone

Dieser Text ist leider veraltet, diese Bar gibt es inzwischen nicht mehr.

Die Bar als Treffpunkt unterschiedlicher Gäste, beim Kïss in der Landwehrstraße bekommt diese eigentlich selbstverständliche Gegebenheit eine ganz neue Bedeutung. Es ist nicht mehr nur so, dass sich die alternativ-schicke Szene im Bahnhofsviertel einfinden wird, die Betreiberin Sandra Forster sonst in ihre Restaurants und Bars lockt, wie etwa im Kismet am Promenadeplatz oder im Charly in der Au.

Nein, diesmal eröffnet eine orientalische Bar samt orientalischer Speisekarte mitten in Münchens orientalischem Viertel. Was man zunächst für normal halten könnte, wenn nur nicht sowohl die Betreiber als auch die Gäste der ersten Woche eher aus dem Alt-Münchner-Milieu stammen und ein wenig Münchnerisch daherquatschen beim Bier, während draußen auf der Straße von den Passanten und Anwohnern kein Deutsch zu hören ist. Sandra Forster sagt: "Wir integrieren uns in dieses Viertel."

Sandra Forster will unterschiedlichste Gäste in ihre neue Bar locken. (Foto: Florian Peljak)

Und das funktioniert so genial wie einfach: Indem sie beide Welten vermischen, im Wortsinne, zum Beispiel bei den Drinks. Da gibt es selbstverständlich eine Spirituose, auf die man sich spezialisiert hat. Aber während im Glockenbach oder in Schwabing Rum oder Gin in verschiedensten Abfüllungen aufgereiht in den Bars stehen, sind es im Kïss der Raki und der Arak.

Türkei, Libanon, Israel oder Tunesien im Bahnhofsviertel

Das sind zwei Anis-Liköre, von denen es Dutzende Marken und Geschmacksrichtungen gibt, von Herstellern aus der Türkei, dem Libanon, Israel oder Tunesien (2cl kosten zwischen 2,50 Euro und 6 Euro). Und da Barchef Daniel Metz zum Beispiel auch israelische Cocktails münchnerisch verfeinert, ergibt sich im Glas eine echte Landwehrstraßen-Mischung. Verschiedene Kulturen, im Glas und bei den Gästen.

"Wir haben auch eine Moschee im Hinterhaus", sagt Forster, und überhaupt ist diese Bar nur möglich gewesen, weil die Münchner Theatergemeinde TheaGe, der das Haus an der Landwehrstraße 44 gehört, ganz bewusst eine derartige Gastronomie gefördert hat, "um das zentrale Bahnhofsviertel bunt, urban und kulturnah weiterzuentwickeln", wie Michael Grill sagt, der Geschäftsführer der Theatergemeinde.

Kulturnah, da kann man also zwischen Moschee, türkischen Gemüsehändlern, Casinos und Shisha-Kneipen im türkis gestrichenen Kïss einkehren, einen herrlich frischfruchtigen Limonarak (9,50) mit Raki, Limone, Zucker und Minze oder einen Prince of Persia (12,50) mit Brandy, Cardamon, Bitters, Champagner und einem Spritzer Rosenwasser genießen, und dabei den Verkäufern im Handy-Laden gegenüber beim Feilschen zusehen. Dazu vielleicht einen Seitan-Döner (8,50), den man bei der Blindverkostung vom Original mit Fleisch kaum unterscheiden kann, wie Probanden berichten.

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"Dieses Viertel ist einfach toll, weil es so authentisch ist", sagt Forster, "und es geht schon auch ein bisschen wilder zu." Das kann man sich gemütlich vom Tresen aus ansehen, und dann im besten Fall gleich mit einem Stuhlnachbarn bequatschen, der an der Straße wohnt, bei Raki und einem Traunsteiner Hell.

© SZ vom 05.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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