Band der Woche:Nach einem Sommer voller Zweifel

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Wer die Alternative-Rock-Band "Wait of the World" hört, spürt ihre Energie. Und ahnt nicht, welche Probleme die fünf Musiker hinter sich haben

Von Laura Wiedemann

Taumelnd bewegen sich seine Beine zur Musik. Ben Hutchison-Bird steigt kraftvoll auf die Bühne im Feierwerk, dreht sich in Richtung der Kameras, sein fast hymnischer Gesang erfüllt die Halle. Dann springt der Sänger der Alternative-Rockband Wait of the World wieder herunter. Eine Performance voller Energie. Ihr Auftritt beim "Sound of Munich Now"-Festival lässt nicht erahnen, welche Zweifel die Musiker noch wenige Wochen zuvor begleiteten.

"Diesen Sommer waren wir an einem Punkt, der uns fast das Genick gebrochen hätte", sagt Gitarrist Mike Sigl. Schon die vergangenen drei Jahre seien ein einziges Auf und Ab gewesen. Zuerst lange Verhandlungen über einen Plattendeal, aus dem dann doch nichts wurde. Gefolgt von Studioaufnahmen, die immer wieder unterbrochen werden mussten. Und letztlich die Corona-Pandemie. Kaum Live-Auftritte, viele Ausgaben, wenig Einnahmen - und selbst das Proben war durch die Kontaktbeschränkungen lange nicht möglich. "Das hat uns aber auch an den Punkt gebracht, an dem wir gesagt haben: Ne. Warte mal. Wir können das Projekt nicht beenden", sagt Ben, "dafür haben wir noch viel zu viel vor und dafür liegt uns persönlich auch viel zu viel daran."

Schon seit 2013 machen die fünf jungen Männer aus München zusammen Musik, damals noch unter dem Namen Sound Injection. Sie kennen sich teilweise schon aus der Schule. "So richtig intensiv wurde es aber erst danach", sagt Mike. Ben ergänzt: "Zuvor hatten wir uns öfter mal bei Partys gesehen und dann zusammen gejammt." Damals coverten sie vor allem Songs ihrer Lieblingsbands, unter anderem der Red Hot Chili Peppers. Was sie verband, war die Liebe zur Musik und der gleiche Musikgeschmack - Hardcore, Postpunk oder Metal. Auch heute noch sind diese Einflüsse in ihrer Musik zu hören. Nur paaren sie ihren rockigen Sound jetzt mit elektronischen Elementen und emotionalen Texten. Darin geht es um Liebe und Wut, um Freundschaft und Depressionen.

Dieser Wandel sei nötig gewesen, wie Mike sagt: "Mit dem Älterwerden hatten wir uns auch musikalisch und persönlich verändert, da stellte sich dann auch als Band die Frage, in welche Richtung es weitergehen soll." Das war 2018. Mit neuem Namen und neuem Sound ging es für Wait of the World dann zum Casting für die Fernsehshow X-Factor. Der zweite Platz, den sie dort belegten, brachte der Band nicht nur neuen Input, ein deutschlandweites Netzwerk und Bekanntheit, sondern auch Druck. "Wir hören oft von Menschen, dass sie auf neue Musik warten", sagt Mike.

Vor allem Konzerte würden ihnen gerade sehr fehlen. Live aufzutreten, das gebe ihnen die nötige Energie und Kreativität zurück, sagt Ben nach dem Auftritt beim "Sound of Munich Now"-Festival: "Dieses Gefühl ist einfach so überwältigend. Diese Euphorie. Das spürt man auch an der Stimmung als Band."

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