Ausstellung:Der gläserne Mensch

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Shima Koike modelliert aus Glas Figuren und fantastische Fabelwesen, wie in ihrer Skulptur "The World Is In My Hands" aus dem Jahr 2012. (Foto: N/A)

Ein Regenschauer oder eine Melonenschale: Rinko Kawauchi macht Kunst aus Alltäglichem. Ihre Fotografien sind nun mit Skulpturen von 21 weiteren japanischen Künstlern in der Alexander-Tutsek-Stiftung zu sehen.

Von Jürgen Moises

Sie gilt als die "First Lady" der japanischen Fotografie. Ein Ruf, der nach Europa und Amerika noch nicht so recht gedrungen ist, und das obwohl es bereits größere Ausstellungen von Rinko Kawauchi in Paris, London und Sao Paulo gab. Wer das Werk der Fotografin noch nicht kennt, der hat nun bei der Ausstellung "Lebenswelt / Lifeworld" in der Alexander Tutsek-Stiftung dazu Gelegenheit. Dort ist eine Auswahl aus verschiedene Fotoserien von Rinko Kawauchi zu sehen, zusammen mit Skulpturen von insgesamt 21 weiteren japanischen Künstlerinnen und Künstlern, die zum großen Teil noch nie außerhalb Japans gezeigt wurden.

Was Rinko Kawauchis Fotos auszeichnet, ist eine poetische, traumartig wirkende Atmosphäre. Als Motive wählt sie oft ganz alltägliche, fast banal erscheinende Dinge oder Geschehnisse dafür aus. Das kann ein Regenschauer sein, eine angebissene Melonenschale, der Blick in einen Autotunnel oder ein toter Vogel, der auf der Straße liegt. Ihr poetisches und manchmal auch leicht verstörendes Moment erhalten die Fotografien durch die gewählten Ausschnitte und Perspektiven, durch ihre pastellartigen Farbtöne oder die Art, wie Rinko Kawauchi das natürliche Licht einsetzt.

Das Spiel mit Licht und Atmosphäre zeichnet auch die meisten der Skulpturen aus, die neben Kawauchis Fotografien zu sehen sind. Deren zentrales Material ist Glas, das etwa Naomi Shioya in ihrer Installation "Form Of Water" dazu benutzt, die Spuren aufzuzeigen, die Wasser auf der Erde hinterlässt. Der Architekt Tadao Ando hat aus aquamarinblauem Glas Stelen geschaffen, die wie kleine Hochhäuser aussehen.

Auch Yuko Fujitsuka und Sayo Fujita greifen in ihren Arbeiten die Form von Häusern auf, während Masayo Odahashi und Shima Koike aus Glas menschliche Figuren und fantastische Fabelwesen kreieren. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie die Möglichkeiten des Mediums Glas auf ganz verschiedene Arten ausloten und gleichzeitig damit die vielfältigen Erscheinungsformen unserer alltäglichen Lebenswelt reflektieren.

Lebenswelt / Lifeworld, Freitag, 20. Jan., bis 30. Juni, Di. bis Fr., 14-18 Uhr, Alexander-Tutsek-Stiftung, Karl-Theodor-Str. 27, 089/55 27 30 60

© SZ EXTRA vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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