Ausstelllung:Optische Tricks in der Kunsthalle München

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Die Ausstellung "Lust der Täuschung" zeigt visuelle Tricks in der Kunst.

Jürgen Moises

Von dem griechischen Künstler Zeuxis ist durch Plinius und seine "Naturalis historia" überliefert, dass er "so naturgetreue Trauben" malen konnte, "dass Vögel herbeiflogen, um an ihnen zu picken". Als Meister der Täuschung war er aber selbst vor einer solchen nicht gefeit. Ist er doch laut Plinius auf seinen Konkurrenten Parrhasius hereingefallen, als er versuchte, einen von diesem gemalten Vorhang beiseite zu ziehen. Man mag darin eine Gründungsanekdote für die Geschichte der künstlerischen Täuschung sehen. Auf jeden Fall zeigt sie, dass die Künstler schon vor über 2000 Jahren nach der bestmöglichen Naturnachahmung, der perfekten Augentäuschung strebten. Wirklich davon gelöst davon hat sich die Kunst erst in der Moderne, um dann doch wieder dorthin zurückzukehren.

Welche "Täuschungstricks" die Künstler jedenfalls seit der Antike entwickelt haben, das zeigt die Ausstellung "Lust der Täuschung. Von antiker Kunst bis zur Virtual Reality" in der Münchner Kunsthalle. Die modernsten Varianten stellen dabei Arbeiten wie Chris Milks 3D-Kurzfilm "Evolution of Verse" dar. Milk lässt darin unter anderem einen Zug auf den Betrachter zurasen und spielt damit auf einen Klassiker der filmischen "Täuschung" an: "Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat" von den Gebrüdern Lumière. Auch bei "Chalkroom" von Laurie Anderson und Hsin-Chien Huang betritt man mithilfe einer Virtual-Reality-Brille eine verblüffende 3D-Welt, die 2017 bei den Filmfestspielen von Venedig als bestes VR-Erlebnis ausgezeichnet wurde.

Neben solchen virtuellen Zauberstücken umfasst die Schau auch handfestere "Tricks" aus der Malerei, Skulptur, Architektur, Mode und Design. Dazu gehören gepolsterte Unterhemden und ein aus Porzellan bestehender "Plastikstuhl" genauso wie eine wie eine Rekonstruktion eines 20 Meter langen Freskos aus dem römischen Kloster Trinità dei Monti oder Trompe-l'oeil-Gemälde von Künstlern wie Georges Méliès oder Edwaert Collier. Mit ihren wunderbaren "Augentäuschern" hätten diese bestimmt auch Zeuxis hinters Licht geführt.

© SZ vom 16.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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