Au:Halt für Hinterbliebene

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Ein Garten im Obergeschoss: Nationalspieler Thomas Müller gehört zu den Unterstützern des geplanten "Sternenhauses"am Nockherberg, das er zusammen mit Stiftungsgründerin Martina Münch-Nicolaidis im Modell zeigt. (Foto: Stephan Rumpf)

Auf dem ehemaligen Paulaner-Gelände am Nockherberg errichtet die Nicolaidis Young Wings-Stiftung das "Sternenhaus", in dem Trauernde rund um die Uhr Unterstützung finden können. Die Lokalpolitiker in der Au begrüßen das Projekt, kritisieren jedoch das Planungsreferat

Von Johannes Korsche, Au

Auf das ehemalige Gelände der Paulanerbrauerei in der Münchner Au soll ein Haus für Trauernde der Nicolaidis Young-Wings-Stiftung kommen, das sogenannte Sternenhaus. Die neue Einrichtung soll an die Regerstraße ziehen, im nordöstlichen Bereich, wo bisher noch ausschließlich Wohnungen geplant waren. Weniger Wohnraum wird es auf dem ehemaligen Brauereigelände aber nicht geben, die Wohnungen werden laut Andreas Uhmann vom Planungsreferat "teilweise woanders" kompensiert. Zwar muss für das Projekt der Bebauungsplan geändert werden, und bisher ist noch kein Bauantrag oder Vorbescheid gestellt, doch daran wird das Sternenhaus kaum scheitern.

"Wir sehen die Einrichtung an diesem Standort positiv", berichtet Uhmann aus der Stadtgestaltungskommission. Auch die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) begrüßen das Sternenhaus ausdrücklich. Doch sie wundern sich über das Vorgehen. "Für was stellt man denn einen Bebauungsplan auf, wenn man sich eh nicht daran halten muss?", fragt Andreas Schaumberger (CSU). Die Verwunderung unter den Stadtteilpolitikern dürfte auch deswegen so groß sein, weil sie auf dem ehemaligen Paulanergelände mehr Platz für soziale Einrichtungen gefordert hatten, allerdings damals erfolglos blieben.

Die Young-Wings-Stiftung will Trauernden unter 50 Jahren, die ein Elternteil oder ihren Lebenspartner verloren haben, helfen, in dieser schweren Zeit zurechtkommen können. Martina Münch-Nicolaidis gründete die Stiftung vor 20 Jahren "aus eigener Betroffenheit", wie die Stiftung mitteilt. Das Angebot ist vielseitig. So ist eine Onlineberatung eingerichtet, die jeden Tag im Jahr zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar ist. Außerdem haben Trauernde die Möglichkeit, über die Stiftung Gruppen- und Einzeltherapien sowie Seelsorgetermine wahrzunehmen. Seit Jahren suchte die Stiftung ein Haus in München, in dem sie mit ihrem gesamte Angebot unterkommen könnte. Nun scheint ein Standort gefunden, auch weil sich Alexandra Schörghuber, zu deren Unternehmensgruppe die Bayerische Hausbau gehört, für das Sternenhaus auf dem ehemaligen Paulaner-Gelände einsetzte. Neben Schörghuber unterstützt unter anderem auch Bayern-Fußballer Thomas Müller die Stiftung.

Das Sternenhaus bekommt seinen Namen vom "Sternengarten", der als viertes Obergeschoss das Haus schmücken soll. Gedacht ist, eine "Art Orangerie", wie Architekt Jan Foerster auf der Unterausschusssitzung Planung des BA sagte. Von Außen werden also viel Glas und runde Bögen zu sehen sein. Im Inneren der Orangerie soll ein Garten angelegt werden, der den Kindern das ganze Jahr über zum Spielen offensteht. In den unteren Stockwerken sind Büros und Therapieräume vorgesehen. Im Erdgeschoss ist ein Veranstaltungsraum geplant.

Die BA-Mitglieder bemängeln nun neben der nachträglichen Änderung des Bebauungsplans, dass die umliegenden Blöcke höher gebaut werden müssten, um die Kompensation für den Verlust an Wohnraum zu schaffen. Betroffen von der Aufstockung seien vor allem die direkten Nachbarn, wenngleich diese laut Uhmann den Änderungen bereits zugestimmt hätten. Für die BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD) hat das Ganze auch Auswirkungen auf den Kindergarten, der nebenan in Richtung der Pöppelstraße geplant ist. "Der bekommt jetzt über das Jahr hinweg weniger Sonne ab", bemängelt sie . Ein Einwand, dem bei der Vorstellung des Projekts im Unterausschuss widersprochen wurde. Es werde keinen Einfluss auf den Kindergarten haben, hatte Foerster versichert. Trotz dieser Kritikpunkte begrüßen die Lokalpolitiker der Au alles in allem das Sternenhaus.

© SZ vom 04.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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