Au:Diffuse Ängste

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Polizei entdeckt am Kolumbusplatz keine Anzeichen einer Drogenszene

Von Martin Bernstein, Au

Die Aufregung ist groß in der Au: Eigene Beobachtungen ließen manche Anwohner offenbar befürchten, dass sich am Kolumbusplatz - vor Jahren vor allem ein Treffpunkt von obdachlosen und alkoholisierten Menschen - eine neue Szene etablieren könnte. Eine Rauschgift-Szene. Junge, dunkelhäutige Menschen betätigten sich dort als Dealer, hieß es, und von der Polizei erfahre man dazu als Bürger nichts. Und das, obwohl Dealer bis zum Nockherberg hoch stünden und die Szene beobachteten. Die Drogenhändler, so die Beobachtung der Anwohner, seien offenbar so gut organisiert, dass sie Kontrollen früh genug mitbekämen und den Stoff rechtzeitig entsorgten. Kinder, so wurde weiter berichtet, würden von einem nahen Spielplatz verscheucht. "In die U-Bahn trauen wir uns auch nicht mehr", schreibt ein SZ-Leser, der in unmittelbarer Nachbarschaft wohnt.

Den Beamten der nahen Polizeiinspektion 21 am Neudeck sind solche Berichte durchaus vertraut. Seit Anfang Mai habe es "massenweise" Anfragen und Beschwerden besorgter Bürger gegeben, sagt Florian Hirschauer von der Pressestelle des Münchner Polizeipräsidiums. Die Polizisten aus der Au nahmen die Hinweise ernst und reagierten sofort mit zwei großen Kontrollaktionen. Die erste fand am 17. Mai statt. Beteiligt waren auch die auf die Szenebekämpfung spezialisierten Experten vom Kommissariat 83 sowie die Beamten der für Drogenrazzien zuständigen Hundertschaft. "Wir sind da richtig reingegrätscht", sagt der Polizeisprecher. Gefunden wurden tatsächlich bei einigen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen Rauschmittel, überwiegend sogenannte Kräutermischungen und "Badesalze", auch ein Joint war darunter. Für die Fachleute ist klar, dass die Substanzen zum Eigengebrauch dienten - den angeblichen Drogenhandel am Kolumbusplatz konnte die Polizei in keinem der Fälle bestätigen, auch nicht bei weiteren Kontrollen. Denn seither schaut eine Streife ständig am Kolumbusplatz vorbei und behält im Auge, was dort passiert. Das ist laut Polizei aber nicht mehr viel. Als Treffpunkt hat der Kolumbusplatz offenbar schon wieder ausgedient.

Auch den Fachleuten vom Suchthilfeverein Condrobs ist der Kolumbusplatz bisher nicht als Brennpunkt einer Drogenszene aufgefallen. Man habe bis dato "keinerlei Anfragen, Beschwerden oder Ähnliches erhalten", sagt Beate Zornig von der Condrobs-Öffentlichkeitsarbeit. Sie berichtet, dass nach der SZ-Anfrage Klaus Fuhrmann, der Bereichs-Geschäftsführer Angebote für Ältere und niedrigschwellige Hilfen, am Dienstagnachmittag am Kolumbusplatz gewesen sei und dort keinerlei Auffälligkeiten festgestellt habe. Zornig: "Wir werden aber in den nächsten Tagen Streetworker aus unserem Kontaktladen off+ an den Kolumbusplatz schicken, um uns einen Eindruck zu verschaffen und um festzustellen, ob und welchen Hilfebedarf es gibt."

Die aktuelle Einschätzung der Münchner Polizei fällt jedenfalls ziemlich eindeutig aus: Von einer neuen Drogenszene sei man am Kolumbusplatz "meilenweit entfernt".

© SZ vom 16.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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