Au:Das grüne Herz der Oberen Au

Lesezeit: 3 min

Große alte Bäume und dichte Hecken schirmen den Tassiloplatz vom Verkehr auf der Welfenstraße ab

Von Thomas Anlauf, Au

Die alten Linden leuchten tiefgrün in der Abendsonne, Kinderlachen und -quietschen dringt vom Spielplatz herüber. In der Gänseblümchenwiese liegt ein Tigerenten-Roller. Der kleine Fahrer hat gerade die neue Wasserpumpe am Rand eines großen Sandkastens entdeckt und sein Gefährt kurzerhand im Stich gelassen. "Wie geht das?", fragt er seine Mutter Julia, die nebenan auf einer Parkbank ein Buch liest. "Schau einfach den anderen Kindern zu", sagt sie und liest weiter. Zwei Mädchen zeigen dem Buben den Trick mit der Pumpe: Ein paar Mal kräftig den Hebel nach unten ziehen, schon sprudelt Wasser aus dem Hahn in ein schiefes Becken. Am Ende sammelt sich das Wasser an einem kleinen Stauwehr, das eines der Mädchen mit einem Handgriff öffnet, der kleine See kann abfließen. "Schöne Spielgeräte gibt es hier", sagt Mutter Julia und blickt von ihrem Buch auf. "Er ist beschäftigt und ich kann in Ruhe lesen."

Tatsächlich gibt es für Kinder in der neu gestalteten Grünanlage des Tassiloplatzes viel zu entdecken. An der roten Kletterspinne turnen einige Mädchen, auch in den zwei kleinen Holzhütten spielen Mädchen, die sich oft still selbst beschäftigen oder einfach neugierig den neuen Spielplatz inspizieren. Auf den Schaukeln toben dafür ein paar Buben herum. Und hinten an der Tischtennisplatte spielt ein Teenager gegen seinen Vater. Es scheint für jeden etwas dabei zu sein, auch auf der großen Wiese haben es sich Familien gemütlich gemacht.

Mehr als ein Jahr lang wurde die Grünanlage in der Oberen Au umgebaut und deutlich vergrößert. Statt 10 400 Quadratmetern misst der Tassiloplatz nun mehr als 13 000 Quadratmeter, auch der kleine Bruder auf der anderen Straßenseite der Welfenstraße, der Schwester-Eubulina-Platz, wurde um ein Drittel vergrößert. Möglich wurde das, weil die Sackgasse zwischen Tassiloplatz und Bahngleisen dem Platz zugeschlagen wurde, ebenso die kleine Verbindungsstraße am Schwester-Eubulina-Platz.

Noch sind die Umbauarbeiten auf beiden Plätze nicht ganz fertiggestellt, einige Gerüste stehen noch, etwa im hinteren Bereich des Tassiloplatzes. Dort entsteht derzeit eine multifunktionale Lärmschutzwand, die von Kindern und Jugendlichen bald als Kletterwand genutzt werden kann. Später einmal soll hier auch ein Fuß- und Radweg vom Paulaner-Gelände bis zur Balanstraße führen.

Finanziert wurde der Umbau der beiden Plätze von der Bayerischen Hausbau, die die im Westen angrenzenden Welfenhöfe entwickelt hat. Dort entstanden 480 Wohnungen, auf der anderen Seite des Tassiloplatzes baut die Baywobau derzeit einen Wohnblock mit 225 Eigentumswohnungen. Eine vom Bezirksausschuss geforderte Kindertagesstätte ist dort nicht geplant, dabei ist bereits jetzt die Zahl der Kinder in dem Straßenzug deutlich gestiegen. Umso nötiger ist der nach dem Umbau wieder eröffnete Platz zum Spielen.

Dabei wird der Tassiloplatz nicht nur von Kindern und Jugendlichen gern genutzt. Einmal im Jahr organisiert Doro Wirth auf der Wiese ein Nachbarschaftsfußballturnier. Seit 2002 lädt die Haidhauser Wirtin, die in der Balanstraße ein Lokal betreibt, sieben bis acht Teams zum freundschaftlichen Kicken ein. "Es sind viele Haidhauser dabei, und Leute, die bei mir Löwen- und St.-Pauli-Spiele schauen", sagt Doro Wirth. Die Mannschaften haben so klingende Namen wie "Angstgegner", "Mähdrescher" und "Idiotensport", auch ein Team der "Löwenfans gegen Rechts" tritt jedes Jahr Ende der Sommerferien zum Turnier an. Unterstützt wird Doro Wirth nicht nur vom Salesianum, das die Tore stellt, sondern auch von den städtischen Gartenbauern. Meist mähen sie noch kurz vor dem Spieltag die Wiese, ansonsten greift die Haidhauser Wirtin auch selbst zum Rasenmäher.

Wie viel Leben auf dem Tassiloplatz ist, bekommen Passanten oder Autofahrer gar nicht richtig mit, denn die Grünanlage ist von dichten Hecken und großen alten Bäumen zur Welfenstraße hin abgeschirmt. Im Gegensatz zur Postwiese an der Pariser Straße, die im vergangenen Jahr vom Gartenbaureferat saniert wurde, ist hier immer etwas los. Am Abend sieht man auch junge Liebespaare auf den Parkbänken sitzen oder Teenager, die sich beim mitgebrachten Bier unterhalten. Für die Anwohner ist der Tassiloplatz so etwas wie das kleine grüne Herz der Oberen Au.

© SZ vom 08.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: