Aschheim:Berauschtes Schulterklopfen

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Die Kreis-FDP feiert sich bei ihrem Neujahrsempfang als "Herzkammer der Liberalität"

Von Martin Mühlfenzl, Aschheim

Die FDP im Landkreis München hat schon einige Gründe, sich an sich selbst zu berauschen. Die "Herzkammer der Liberalität" sei der Kreisverband München-Land, sagt Hannes Hartung, der Kandidat der Liberalen aus dem Landkreis für die Europawahl am 26. Mai. Und damit hat der Baierbrunner schon irgendwie recht. Denn während die Anhänger der FDP am Abend der Landtagswahl Mitte Oktober bis in die Nacht hinein zittern mussten, ob es denn für den Wiedereinzug ins Maximilianeum reicht, freuten sich die Liberalen im Landkreis bereits über Ergebnisse von mehr als sieben Prozent. Das Stammland in Bayern hatte geliefert.

Und so kommt es nicht von ungefähr, dass die Landtagswahl - und die 5,1 Prozent bayernweit - beim Neujahrsempfang des Kreisverbandes, der auch die Würmtal-Gemeinden Gräfelfing, Planegg und Neuried betreut, in der Aschheimer Gaststätte Zur Post ausgiebig beklatscht wird. Ein hervorragendes Ergebnis sei das am 14. Oktober gewesen, sagt der Kreisvorsitzende Michael Ritz - und im Landkreis sei es sogar "sensationell" gewesen, ergänzt er. Allerdings in Abwesenheit des neuen Aushängeschilds der Liberalen im Landkreis München: Helmut Markwort, Focus-Gründer, gewählter Abgeordneter im Stimmkreis Süd und als solcher Alterspräsident des Landtags, spielt Theater in Mainz.

Aber auch ohne Markwort blicken die 30 Liberalen in Aschheim auf ein für sie erfolgreiches Jahr zurück und wagen auch den Ausblick auf die bevorstehende Europawahl sowie die Kommunalwahl im Frühjahr 2020. Der Kreischef Michael Ritz freut sich vor allem darüber, dass die selbst ernannte Herzkammer der Liberalen mittlerweile mehr als 340 Mitglieder hat; in Grünwald, seiner Heimatgemeinde, sagt er, seien unlängst erst vier Frauen eingetreten. Und die täten der FDP besonders gut.

Denn die Partei, das berichtet Ritz' Stellvertreter Axel Schmidt, führe derzeit eine leidenschaftliche Debatte darüber, wie die FDP Frauen besser ansprechen und für die eigenen Ideen begeistern könne - selbst eine Quote wird innerhalb der Liberalen von einigen Mitgliedern ernsthaft erwogen. Schmidt, der gewissermaßen direkt von der Klausurtagung der Landespartei in Beilngries nach Aschheim gekommen ist, sagt, es gebe eben in der FDP zwei Extrempositionen: Die einen, die "eine Quote von mindestens 50 Prozent wollen", und die anderen, die diese kategorisch ablehnen. Einer Anhängerin in Aschheim, die ganz offensichtlich die zweite Variante favorisiert, entfährt es bezogen auf erstere Idee: "Bescheuert." Und als der Chef der Julis in Bayern, Maximilian Funke-Kaiser, in seinem Beitrag sagt, es werde in der FDP mit Frauen teilweise so umgegangen, "wie man mit Frauen nicht umgeht", wird es beim eigentlich so harmonischen Neujahrsempfang kurzzeitig etwas hitzig. Er möge für diese Behauptung doch bitte Beispiele anbringen, sagt Maria Theresia von Seidlein. Ansonsten sei diese Aussage nicht mehr, "als ein großes Wort gelassen ausgesprochen".

Michael Ritz gibt in seinem Blick nach vorn den Zeitplan für die Partei vor. Noch vor der Sommerpause soll auf einer Klausur der Fahrplan für die Kommunalwahl aufgestellt werden. "Wir müssen den Ortsverbandsvorsitzenden sagen, sie sollen sich Gedanken machen, wer auf die Listen soll." Und dann, sagt er, werde Wahlkampf gemacht. Beziehungsweise fortgesetzt. Denn schon am 26. Mai wird ja wieder gewählt.

© SZ vom 14.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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