Kindertheater:"Aschenputtels Schwestern" zanken sich um den Prinzen

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Wortwitz und Slapstick-Einlagen sorgen dafür, dass auch Erwachsene Überraschungen bei dem Weihnachtsstück in der Komödie im Bayerischen Hof erleben.

Von Barbara Hordych

Mit diesen Schwestern ist wahrlich nicht gut Kirschen essen: Kaum betreten Beatrice und Eugenie mit ihren Koffern, die "Bruchbude" des vierten Ehemannes ihrer Mutter - obwohl, ist es nicht doch schon der fünfte? - bekommen sie sich auch schon wieder in die Haare: Welche der beiden soll das schöne, geschmackvoll in zartem rot ausgestattete Zimmer bekommen? Dass das Zimmer eigentlich einer Dritten, nämlich ihrer Stiefschwester, gehört, berücksichtigen sie bei ihrer Zankerei mit keinem Wort. Stattdessen verbannen sie das hübsche, ob dieser rabiaten neuen Schwestern stumm staunende Wesen kurzerhand zum Ofen. Genau der richtige Platz für das "Aschenputtel" (Teresa Klamert), wie sie ihre neue Schwester fortan in seltener Einigkeit hämisch titulieren. Jeanne Schehrer als Beatrice und Susann B. Winter (die auch die Textfassung geschrieben hat) als Eugenie agieren mit viel Spielfreude in "Aschenputtels Schwestern", dem diesjährigen Weihnachtsstück in der Komödie im Bayerischen Hof.

Das Märchen der Brüder Grimm ist bekannt und nimmt auch seinen vertrauten Verlauf. Wortwitz und Slapstick-Einlagen sorgen allerdings dafür, dass nicht nur die Kinder, sondern auch die erwachsenen Begleiter die ein oder andere komische Überraschung bei dem Weihnachtsstück erleben, das wieder von Peter M. Preissler inszeniert wurde. Etwa wenn Prinz Friederich (Jörg-Tim Wilhelm) und sein Diener Johann (Thomas Stegherr) im Verlauf des Balls auf dem Schloss von den herrlich herrschsüchtigen Schwestern verfolgt werden - gestalkt, könnte man ruhig auch sagen. Da schultert die eine, Beatrice, den widerstrebenden Prinzen wie einen Sack Kartoffeln auf dem Rücken, bis er schließlich wild strampelnd auf dem Boden landet wie ein Käfer. Während die andere, die kurzsichtige Eugenie, mangels Brille nicht nur energisch gegen die Schlosswände anrennt, sondern auch den Diener mit dem Herrn verwechselt und so dem konsternierten Johann heftige Avancen macht ("Ein Prinz. Ein Schuh. Drei zankende Schwestern. Und ich mittendrin. Na bravo!").

Da ist man als erwachsener Zuschauer beinahe ein wenig enttäuscht, wenn der wilde Klamauk durch das Auftauchen der idealen Braut in Gestalt von Aschenputtel beendet wird. Allerdings ist Teresa Klamert in ihrem weißen Prinzessinnenkleid eine so liebreizend-charmante Erscheinung, dass man ihr ihr Dazwischentreten alsbald verzeiht - und ihr ebenso wie die mitfiebernden jungen Zuschauer das Happy-End mit dem Prinzen herbeiwünscht.

Jörg-Tim Wilhelm, abseits seiner Prinzenrolle Frontmann der Band "Münchner Freiheit", stimmt auch auf der Bühne der Komödie den ein oder anderen Song an. Die Musik, auch das eine lieb gewordene Tradition, hat auch dieses Mal Alex Grünwald, sein Band-Kollege von der "Münchner Freiheit", arrangiert. Überhaupt ist es dem festen Band und Teamgeist der Hauptbeteiligten zu verdanken, dass diese Produktion wieder zustande gekommen ist. "Eigentlich sollte ich mit den Kollegen vom Berliner 'Wintergarten'-Varieté längst auf dem Weg nach Dubai sein", erklärt etwa Jörg-Tim Wilhelm nach der Premiere in der Komödie. Aber das Kinderstück sei für die verstorbene Intendantin "Bö" immer eine Herzenssache gewesen, "und so bemühen wir uns, das jedes Jahr hinzubekommen - und ich fliege halt nach dem Ende unserer Vorstellungen nach Dubai", sagt Wilhelm.

Aschenputtels Schwestern, Freitag, 7., 14. und 21. Dez., 16 Uhr (Vormittagsvorstellungen für Kindergärten und Schulen auf Anfrage), Komödie im Bayerischen Hof, Promenadeplatz 6.

© SZ Extra vom 06.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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