Arbeitslosen-Vermittlung:Gekündigte Chefs

Wenn "Top-Dogs" zu "Underdogs" werden: Das Zusammentreffen von ehemaligen Führungskräften in einer "Outplacement-Agentur" artet in Urs Widmers sozialsatirischem Stück oft in chaotische Zustände aus. (Foto: Hubert Jäger)

Das Theater Johann Baptist führt das Stück "Top Dogs" auf

Von Luisa Schumann, Haidhausen

Sechs Spitzenmanager, die nach einer Entlassung vor den Scherbenhaufen ihres Lebens stehen: Das Theaterstück "Top Dogs" zeigt die Skurrilität der strukturellen Arbeitslosigkeit. Die arbeitslosen Chefs kommen bei einer sogenannten "Outplacement-Agentur" unter, einer Arbeitslosen-Vermittlung für entlassene Top-Manager. Sie trägt den beschönigenden Namen "New Challenge Company". Was sich hinter dem Begriff verbirgt, der nach Abenteuer, neuem Lebensabschnitt und Aufstieg auf der Karriereleiter klingt, zeigen die Charaktere des Theaterstücks von dem Schweizer Autor Urs Widmer.

Die ehemaligen "Top Dogs" sind dem Leben entfremdet, sie haben das Gefühl für Glück und Liebe verloren. Sie haben die vergangenen Jahre nur dem eigenen beruflichen Streben geopfert. Tragisch und komisch sind die Szenen zugleich, in denen die entlassenen Chefs sich auf chaotische Rollenspiele einlassen, mit Anglizismen verbale Schlachten schlagen oder einander erklären, wie die ideale Haltung eines Managers auszusehen hat.

Nach vierjähriger Spielpause zeigt das Theaterensemble "Johann Baptist" nun das kapitalismuskritische Stück. 1996 feierte "Top Dogs" Uraufführung, wurde von den Kritikern hochgelobt und mehrfach ausgezeichnet. "Die Brisanz für das Thema ist immer noch da", erklärt Dramaturg Markus Weinkopf. "Faszinierend ist, mit welch feinsinnigem und süffisanten Humor Urs Widmer an dieses Thema herangegangen ist."

Nach den ersten Vorstellungen in der vergangenen Woche wird das Stück an diesem Freitag, 17. November, sowie am Samstag, 18. November, jeweils 20 Uhr, im Kolpinghaus Haidhausen, Kirchenstraße 6, aufgeführt. Eine halbe Stunde vorher gibt der Dramaturg eine Einführung zu dem Stück. Der Eintritt ist frei, die erbetenen Spenden gehen als Reinerlös an die Arbeitslosenseelsorge des Erzbistums München und Freising.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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