Sie bezeichnet sich als "Ethnologin ihrer selbst". Für viele hat Annie Ernaux das autofiktionale Erzählen revolutioniert, im vergangenen Jahr erhielt sie den Literaturnobelpreis. Am Montag, 12. Juni, widmet das Literaturhaus der französischen Schriftstellerin einen Gesprächsabend: Iris Radisch, Literaturkritikerin der Zeit, und der Leiter des Hamburger Literaturhauses Rainer Moritz diskutieren anhand ausgewählter Abschnitte über das Werk von Ernaux; Schauspielerin Sibylle Canonica vom Residenztheater liest die Passagen vor.
In ihren Werken versuche die Schriftstellerin, "das eigene Ich neu zu erfassen und die sozialen Milieus von Herkunft und Aufstieg zu bestimmen", schreiben die Veranstalter. Ihre literaturgeschichtliche Bedeutung stehe daher außer Frage. Radisch und Moritz sprechen aber auch über ihre politischen Äußerungen: Diese sind immer wieder umstritten, die Schriftstellerin unterzeichnete etwa Aufrufe der BDS-Bewegung, der Israelfeindlichkeit und Antisemitismus vorgeworfen wird. Radisch selbst hat dieses Vorgehen bereits kritisiert.
Gespräch und Lesung "Annie Ernaux zu Ehren", Mo., 12. Juni, 19 Uhr, Literaturhaus, Salvatorplatz 1, literaturhaus-muenchen.de