An der Grandl-Schule:Vorschläge zur Zweitverwertung

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Der "Verein Freunde Obermenzing" möchte die drei Schulcontainer im Durchblickpark, die bald nicht mehr gebraucht werden, als Jugend- und Vereinstreff nutzen

Von Jutta Czeguhn, Obermenzing

Der Start war eher holprig, im September 2014. Die Grundschüler waren in die Containeranlage eingezogen, in der sie nun die nächsten Jahre verbringen sollten, während nebenan das neue Gebäude ihrer Grandl-Schule entstand. Auch wenn dieses Ausweichquartier also alternativlos war, nicht wenige Leute in Obermenzing betrachteten die Container im sogenannten Durchblickpark nahe Schloss Blutenburg als optische Zumutung. Viel vernichtender aber für das Image der Schulpavillons war, als schon wenige Wochen später, nach den Herbstferien Kinder und Lehrpersonal über Symptome wie Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und juckende Augen klagten. Dann der Gau: Bei Messungen der Raumluft in den Containern wurden erhöhte Formaldehyd-Befunde festgestellt. Der Schulfrieden war erheblich gestört, die Stadt in Erklärungsnot. Und heute? "Die Container sind gut eingewachsen und akzeptiert. Sie sollten stehen bleiben, wir können sie sehr gut brauchen", fordert Franziska Miroschnikoff, Vorsitzende des "Vereins Freunde Obermenzing".

Anfangs umstritten: Die Schulcontainer im Durchblickpark nahe Schloss Blutenburg könnten künftig eine neue Funktion bekommen. (Foto: privat)

Bei einem Pressetermin erläuterte Miroschnikoff jetzt gemeinsam mit ihrem Co-Vorsitzenden Alois Schneck, warum ihr Verein mit diesem Vorschlag an die Öffentlichkeit geht. Denn eigentlich hat es immer geheißen, dass die Pavillons Ende 21 abgebaut werden sollen. "Wir fordern seit langen einem Jugendtreff in Obermenzing", so die Seniorenbeirätin der Stadt, mit den Schulcontainern hätte man nun endlich eine Lösung parat für einen selbstorganisierten Treff. Platz für Bandproben könnte entstehen. Doch habe der Verein nicht nur die Jugend im Blick, auch andere Vereine und Gruppen könnten in den Schulpavillons Räume nutzen. Miroschnikoff nannte beispielsweise das Alten- und Service-Zentrum, das derzeit aus Platzgründen bestimmte Veranstaltungen in seinem Haus an der Packenreiterstraße nicht anbieten könne. Oder das Musikforum Blutenburg, das den Vorstoß des Vereins unterstütze. "Die Container sind wunderbar ausgestattet, es ist unvorstellbar, dass sie abgebaut werden könnten", sagt Miroschnikoff.

Große Ideen: Die Freunde Obermenzings fordern Tempo 40 auf der Verdistraße und wollen die alte Unterführung dort sperren und begrünen. (Foto: privat)

Auch für die Eltern und Kinder der Grandlschule und der Realschule an der Blutenburg, deren neuer Campus nun nahezu fertig gestellt ist, könnten die Container laut Miroschnikoff weiterhin Treffpunkt sein. Zudem deutet sie an, dass es in Obermenzing zur Gründung einer neuen privaten Realschule kommen könnte, die sich speziell auf Kinder mit handwerklichen Fähigkeiten ausrichten wolle. Diese Schule könne bereits ein fertig ausgearbeitetes Konzept vorweisen, was ihr hingegen fehle, sagt Miroschnikoff, seien passende Räume. Kurzum, mit dem Erhalt der Container im Durchblick könnte endlich ein alter Traum der Freunde Obermenzings Wirklichkeit werden: An der Grandlstraße, im Umgriff der Schulen und der Pfarrkirche Leiden Christi, könnte ein lebendiges Dorfzentrum entstehen, das Obermenzing seit Jahrzehnten gänzlich abgehe.

Fragt man im zuständigen Referat für Bildung und Sport nach, wie man sich dort zu den Ideen der Freunde Obermenzings stellt, gibt es zumindest ein großes Fragezeichen. Die Container seien in Besitz der Landeshauptstadt. "Es ist davon auszugehen, dass die Pavillons aufgrund der hohen Bedarfe im Schul- und Kitabereich in nächster Zeit noch benötigt werden", erklärt Sprecherin Julia Mayer. Zudem werde ein Pavillon derzeit noch von der Grundschule genutzt. Was die beiden anderen angehe, gebe es Pläne, sie unter anderem im Kitabereich einzusetzen. Grundsätzlich aber sei es nicht ungewöhnlich, dass Interimspavillons über ihre geplante Standzeit hinaus genutzt würden. Was Miroschnikoffs Andeutung von einer Realsschulgründung in Obermenzing angeht, so die Sprecherin, sei in ihrem Referat davon nichts bekannt.

© SZ vom 06.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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