Altstadt:Spürbare Verbesserung

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Weichen zur Umgestaltung des Sendlinger-Tor-Platzes gestellt

Von Julian Raff, Altstadt

Ganz ohne Kompromiss gehen Denkmalschutz und Barrierefreiheit bei der geplanten Umgestaltung des Sendlinger-Tor-Platzes nicht zusammen. Bernhard Claus vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund zeigte sich im städtischen Bauausschuss zufrieden mit der Entscheidung, auf dem gesamten Platz westlich des Tors ein ertastbares Leitsystem anzulegen, also ein Band aus Rillen, wie man es von U-Bahnsteigen her kennt. Der Verband und der städtische Behindertenbeirat hatten sich ein leicht ertastbares Leitsystem rund um den neuen Platz gewünscht, also ein Band aus Rillen und Noppen. Solche Rippenplatten bekommen auch die U-Bahn-Abgänge und -Aufzüge. Auf dem Platz selbst hatte das Baureferat mit Rücksicht auf das historische Bild ursprünglich ein umlaufendes dreizeiliges Kleinpflasterband von 35 Zentimetern Breite geplant. In der abschließenden Beratung schlug Baureferentin Rosemarie Hingerl vor, in diesem Punkt von der Vorlage abzuweichen. Die Rillen heben sich ab vom "Olympia-Mastix"-Belag aus fixiertem Kies, der an die historische, unbefestigte Straßendecke erinnern soll, nur ohne Staub.

Der neue Belag ist Teil eines voraussichtlich 4,1 Millionen Euro teuren Umbauprojekts, das dem unwirtlichen Platz mit Bänken zum "konsumfreien" Verweilen, einem wiederbelebten Brunnen, neuem Grün, Fahrradständern und neuen Aufzügen mehr "Aufenthaltsqualität" bescheren soll - allerdings frühestens ab dem Jahr 2022, wenn der komplizierte U-Bahnumbau abgeschlossen ist.

Evelyne Menges (CSU) zweifelte an der Zuverlässigkeit einer derart langfristigen Kostenprognose, schloss sich aber dem Projektbeschluss an. Änderungen hätten sich hingegen die Fraktionsgemeinschaften von Grünen/Rosa Liste und Linke/ÖDP gewünscht. Grünen-Stadtrat Herbert Danner kritisierte die Beibehaltung von vier Auto-Fahrspuren an der Einmündung vom Oberanger in die Sonnenstraße. Er forderte stattdessen, die Radspuren gleich auf deutlich über zwei Meter zu verbreitern, statt nur von 1,6 auf 1,85 Meter. Baureferentin Rosemarie Hingerl kann sich dies im Rahmen eines späteren Projekts durchaus vorstellen. Eine klare Absage erteilten sie und die Mehrheit im Gremium dagegen der von Danner vorgeschlagenen niveaugleichen Ausführung von Sendlinger-Tor-Platz und Herzog-Wilhelm-Straße. Fußgänger würden gefährdet, wenn Straßen nicht mehr als solche "erlebbar" seien, gab Hingerl zu bedenken.

© SZ vom 20.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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