Altstadt:Paar-Fantasien

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Die Ersten Solisten Maria Shirinkina und Vladimir Shklyarov vereinigt in Jerome Robbins' "In the Night": In der zweiten Choreografie des dreiteiligen Abends zeigen die Tänzer die verschiedenen Jahreszeiten der Liebe. (Foto: Wilfried Hösl)

Drei Staatsballett-Choreografien an einem Abend

Von Barbara Hordych, Altstadt

Nach dem erfolgreichen Spielzeitauftakt mit dem romantischen Werk "Giselle" und dem opulenten Handlungsballett "La Bayadère" stehen beim Bayerischen Staatsballett nun Neoklassik und Moderne in einem dreiteiligen Abend auf dem Programm: In George Balanchines Meisterwerk "Sinfonie in C" und Jerome Robbins' "In the Night" präsentieren sich erstmals fast alle Principals sowie Tänzerinnen und Tänzer in neoklassischen Werken an einem Abend auf der Bühne des Nationaltheaters. Eine gute Gelegenheit also, das neue Ensemble kennenzulernen.

Dazu gibt es ein Wiedersehen mit dem Riesenteddy in Aszure Bartons "Adam is", das von der jungen Kanadierin 2015 als Stück ausschließlich für Männer kreiert wurde - die Musik komponierte der in New York lebende Kanadier Curtis Macdonald. Barton gehört zu der jungen Generation von Choreografen, die keine Berührungsängste kennen, sei es gegenüber der klassischen Hochkunst, sei es gegenüber reinem Entertainment. So arbeitet sie für asketische Avantgarde-Unternehmen wie das Baryshnikow Art Center, für klassische und moderne Ensembles wie das American Ballet Theatre oder das Nederlands Dans Theater ebenso wie für den Broadway. "Adam is" bildet den männlichen Gegenpol zum weiblich dominierten neoklassischen Teil des Abends. Gemäß Balanchines Credo "Ballett ist weiblich" rücken in "Sinfonie in C" vor allem die Tänzerinnen ins Zentrum, die sich mit lupenrein getanzter Abstraktion in den vier Sätzen von Georges Bizets Sinfonie beweisen können. "In the Night" wiederum steht exemplarisch für das Werk von Balanchines großem Komplementär, Jerome Robbins. Seine Choreografie rührt immer wieder an die Grenzen des klassischen Tanzes, ohne sie jedoch gewaltsam zu überschreiten. Drei Tänzerpaare unterschiedlichen Temperaments entführen die Zuschauer zu vier Nocturnes von Chopin in eine Welt verschiedener Empfindungen, wie sie in vielen Paarbeziehungen vorkommen - und zeigen drei Jahreszeiten der Liebe: zunächst das sich gerade frisch verliebende Paar, den Frühling; dann das Paar in der Mitte des Lebens, den Hochsommer, mit gereifter, zuverlässiger Partnerschaft. Und schließlich den Spätherbst, mit seiner Suche nach neuen Wegen, die alte Liebe zu retten und wiederzubeleben. Zu sehen sind unter anderem die Ersten Solisten Maria Shirinkina, Vladimir Shklyarov und Ksenia Ryzhkova. Barbara Hordych/Foto: Wilfried Hösl

Sinfonie in C/In the Night/Adam is , Dienstag, 1. November, 19.30 Uhr, Bayerisches Staatsballett, Nationaltheater, Max-Joseph-Platz

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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