Altstadt-Lehel:Verhärtete Fronten

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Der Bezirksausschuss zankt sich über den Verkehr rund um die Ludwigsbrücke. Als der Liberale Jörg Hoffmann den Saal verlässt, weil der Grüne Markus Stadler ihn nicht ausreden lässt, endet die Sitzung abrupt

Von Renate Winkler-Schlang, Altstadt

Streit im Hofbräuhaus: Vorschnell endete am Dienstagabend die Sitzung des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel, nachdem Jörg Hoffmann (FDP-Stadtrat und OB-Kandidat seiner Partei) türenschlagend den Saal verlassen hatte. Hoffmann hatte seinen Redebeitrag zum Thema Anpassung rund um die bald verkehrsberuhigte Ludwigsbrücke nicht zu Ende führen können. Der Grüne Markus Stadler, naturgemäß konträrer Meinung, hatte ihn immer wieder mit Bemerkungen unterbrochen - auch nachdem Hoffmann mehrfach gebeten hatte, ausreden zu dürfen. In der engen stammtischartigen Situation im Erkerzimmer des Hofbräuhauses sitzen sich die beiden Kontrahenten direkt gegenüber. Als Stadler sich dann noch vorbeugte und Hoffmann riet, doch ganz ruhig zu bleiben und die Nerven zu bewahren, platzte diesem endgültig der Kragen. Er packte zusammen und stürmte hinaus.

Der Vorsitzende Wolfgang Neumer (CSU) hatte Stadler zwar ermahnt, offenbar aber nicht nachdrücklich genug. Spontan erklärte Neumer nach Hoffmanns Abgang, es sei nun wohl das Beste, die Sitzung abzubrechen. Nur Stefan Blum (CSU) drängte, über den Tagesordnungspunkt - es war ohnehin der letzte - noch abzustimmen, vergeblich. Die Diskussion muss nun im November nachgeholt werden.

Zu viel versiegelt vor dem Isartor: Der Thomas-Wimmer-Ring, der in den Isartorplatz mündet, soll verschmälert werden. In dieser Forderung immerhin ist man sich im Bezirksausschuss Altstadt-Lehel über Parteigrenzen hinweg einig. (Foto: Catherina Hess)

Die Fronten werden auch dann verhärtet sein. Die Grünen freuen sich offensichtlich über den Stadtratsbeschluss vom Juli, nach der anstehenden Sanierung der Ludwigsbrücke die Zahl der Fahrspuren dort dauerhaft zu halbieren auf eine Spur je Richtung. Sie stimmten daher auch allen Plänen zu, die das Baureferat dem Gremium für den Anschluss an die Zweibrückenstraße stadteinwärts und die Rosenheimer Straße stadtauswärts zur Stellungnahme unterbreitete - enthalten diese doch beidseits der Brücke überall mehr Platz für Fußgänger, Radler, Bäume; insgesamt fallen 36 Parkplätze weg. Die Grünen merkten lediglich an, die neue Verkehrsführung dürfe nicht konträr laufen zu Vorgaben des Radl-Bürgerbegehrens.

Im Gegensatz dazu hatte SPD-Sprecher Wolfgang Püschel Voraussetzungen formuliert für eine Zustimmung. Die Stadt werde diese Arbeiten erst 2020/2021 in Angriff nehmen, es sei also Zeit genug für ein Gutachten, denn es dürfe nicht zu einer Verschiebung des Verkehrs ins Gärtnerplatzviertel oder ins Lehel kommen. Als ungelöst sieht die SPD ferner die Situation um den Breiterhof an, wo viele Fußgänger von der S-Bahn Richtung Deutsches Museum gehen: Dort wie vorgesehen nur den Radweg zu verbreitern, erhöhe eher das Gefahrenpotenzial, denn dann würden die Radler, wegen des Gefälles ohnehin schnell unterwegs, noch mehr rasen. Notwendig sei auch, gleich die Geschäftsleute mit ins Boot zu holen, denn die vom Baureferat in die Pläne gezeichnete Ladefläche an der Morassistraße reiche bei weitem nicht.

Ganz autofrei wie bei einem Aktionstag im Juli wird die Ludwigsbrücke nicht werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Dass auch der Isartorplatz umgestaltet werden muss und dass der Thomas-Wimmer-Ring künftig statt heute drei nur noch zwei Fahrspuren je Richtung haben soll, wie die SPD es fordert, ist beides durchaus auch im Sinne der Grünen. Sie aber sehen dies losgelöst von der Ludwigsbrücke - während Püschel die Dinge zu einem Gesamtpaket verknüpft und für den Bereich Isartor einen Gestaltungswettbewerb verlangt. Im Planungsreferat existierten dazu schon erste Pläne, diese seien dem Gremium in der November-Sitzung vorzulegen, forderte er im Antrag der SPD - über den ja nun nicht abgestimmt wurde.

Hoffmann hatte erklärt, er warne vor zu viel Rückbau: In Zukunft, mit E-Mobilität und autonomem Fahren, werde man umweltverträglich individuell mobil sein können - aber auch dafür brauche es Straßen.

Vorausgegangen war eine BA-interne Sondersitzung zu dem Thema, die auch ergebnislos geblieben war. Neumer zeigte sich sicher, dass vor allem Grüne und SPD bei einem dritten Anlauf wieder streiten werden. Die November-Sitzung wird Wolfgang Püschel leiten: Er kündigt an, dass er Stadler "schon Disziplin beibringen" werde - er sei ja Pädagoge.

© SZ vom 17.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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