Altstadt:Hinterhof sucht Anschluss

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Architekten planen am Färbergraben drei Komplexe mit Büros, Wohnungen, Hotel und Geschäften. Ein Drittel weniger Autos sollen dort künftig unterwegs sein

Von Alfred Dürr

Jahrzehntelang machte der Bereich um das Parkhaus am Färbergraben den Eindruck eines unattraktiven Hinterhofs. Nun soll es zügig vorangehen mit der Neugestaltung des Areals am Georg-Kronawitter-Platz, zwischen Färbergraben und Fürstenfelder Straße. Wie Andreas Uhmann vom städtischen Planungsreferat bei der Bürger-Informationsveranstaltung am Montagabend mitteilte, soll bereits Ende des Jahres ein Masterplan für das Gebiet vorliegen. Dieser ist Grundlage für das Bebauungsplanverfahren und die damit verbundenen Behandlungen im Stadtrat. Der Abriss des Parkhauses soll im Jahr 2020 erfolgen.

Wie immer bei großen Bauprojekten im Zentrum Münchens geht es um die grundsätzliche Frage, wie sich die neue Architektur in das vorhandene Altstadt-Ensemble einfügt. Dabei gelte es, die vom Stadtrat beschlossenen Bau-Leitlinien zu beachten, die einen sensiblen Umgang mit der besonderen Situation verlangen, sagte Uhmann. Dieser Aufgabe werde man sich gern stellen, sagte Ulrich Hamann, Architekt und Partner des renommierten Londoner Büros von Norman Foster Architekten. Das Büro ist von den Investoren Hirmer und Inselkammer mit der Erstellung des Rahmenplans beauftragt worden. Hamann hat maßgeblich an den Entwürfen für die Berliner Reichstagskuppel und für den modernen Anbau an das Münchner Lenbachhaus mitgearbeitet. Das Büro Foster hat darüber hinaus international eine ganze Reihe von hochgelobten stadtplanerischen Projekten vorzuweisen, die sich speziell mit dem Alt-Neu-Thema auseinandersetzen. Aber es wird nicht nur gebaut, rund um die Bauten wird am Färbergraben und an der Fürstenfelder Straße auch eine Fußgängerzone angelegt. Unter den Häusern am Georg-Kronawitter-Platz befindet sich eine gemeinsame Tiefgarage.

Vom Hinterhof-Flair zur attraktiven Fußgängerzone: Das Hirmer-Parkhaus (rechts) wird abgerissen. Dafür kommen zwei neue Büro- und Geschäftsgebäude. Auch das Postgebäude (links) wird modernisiert. Dazwischen sollen Passanten verweilen. Im Hintergrund das Quartier Hofstatt. (Foto: Catherina Hess)

Anstelle des Parkhauses entstehen zwei neue Komplexe mit einer neuen Wegeverbindung vom Hackenviertel zur Fußgängerzone in der Kaufingerstraße dazwischen. In eines der Häuser kommt die Filiale des Herrenbekleidungsgeschäfts Hirmer. In den oberen Stockwerken wird es Büros und Wohnungen geben. Läden und Büros sind auch im zweiten Gebäude geplant. Im dritten neuen Komplex, dem Postgebäude, das auf der anderen Seite des Georg-Kronawitter-Platzes steht, sind ein Hotel, Geschäfte und Wohnungen vorgesehen. Wie Stephan Heller, der für die Bürgerkommunikation zuständig ist, mitteilte, will man für die Post einen Alternativstandort finden: "Dieser Service soll in der Altstadt erhalten bleiben."

Doch Architektur oder auch die Frage, wie viel Platz und Erholungsfläche eigentlich für die Passanten zwischen den Neubauten bleiben wird, interessierten die Teilnehmer der Informationsveranstaltung eher weniger. Sie wollten in erster Linie wissen, wie es künftig mit dem Autoverkehr im Hackenviertel aussieht. Die Planer rechnen mit einer deutlichen Beruhigung; rund ein Drittel weniger Autos sollen in dem Altstadtquartier unterwegs sein. Der Verkehr zu den Neubauten und die Abfahrten sollen hauptsächlich über die schmale Hotterstraße erfolgen. Diese könne das verkraften; man werde Regelungen gegen mögliche Staus treffen. Zum Beispiel soll auch die Einbahnrichtung in der Damenstiftstraße umgedreht werden, damit der Verkehr im Fluss bleibt.

Generell dürfen sich Radler nicht uneingeschränkt in einer Fußgängerzone bewegen. Wie man das in dem neuen autofreien Gebiet am Färbergraben regeln werde, wollte eine Anwohnerin der Sendlinger Straße wissen: "Könnte man nicht über das gesamte Gebiet eine Brücke für Radfahrer spannen, die dann am Viktualienmarkt wieder runterkommt?" Dies wurde von den Planern als wenig realistisch zurückgewiesen. Genauso wie der Vorschlag, am Sendlinger-Tor-Platz spezielle Ampeln anzubringen, die nur noch möglichst wenige Autos ins Hackenviertel lassen. Dies würde nur zu Staus zum Beispiel in der Lindwurmstraße führen, sagen die Experten. Sie haben unter anderem auch die Aufgabe, den Lieferverkehr für den Kaufhof am Marienplatz zu regeln. Der Ladehof befindet sich an der Fürstenfelder Straße. Die Lastwagen sollen künftig über den Oberanger und die neue Fußgängerzone nördlich des Rindermarkts den rückwärtigen Bereich des Kaufhauses ansteuern.

Der Planungssprecher des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel, Wolfgang Püschel (SPD), der die Veranstaltung leitete, begrüßte die "deutliche Aufwertung am Georg-Kronawitter-Platz". Frühere Planungen gingen davon aus, dass die Arbeiten 2022 fertig sind. Architekt Gunther Partenfelder, der im Auftrag der Investoren ein ersten Projektkonzept vorgelegt hatte, meinte, es könnten mindestens zwei Jahre mehr werden.

© SZ vom 19.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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