Altstadt:Gutes Miteinander

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Weltberühmt: Der Viktualienmarkt soll "liebevoll" saniert werden. (Foto: Catherina Hess)

Die Vorgehensweise der Stadt beim Umbau des Viktualienmarktes stößt im Bezirksausschuss auf keinerlei Widerspruch

Von Alfred Dürr, Altstadt

Genau wie beim Elisabethmarkt geht es beim Viktualienmarkt um die zentrale Frage, wie stark sich der Charakter durch Renovierungen oder Neubauten ändern wird. "Die Sanierung des Viktualienmarktes erfolgt behutsam, sanft und liebevoll" - mit diesem Versprechen erntete der Chef der Markthallen München, Boris Schwartz, keinerlei Widerspruch bei der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel (BA). Zusammen mit Architekt Rainer Hofmann von Bogevischs Buero erläuterte Schwartz den Lokalpolitikern das weitere Vorgehen bei der Modernisierung des Viktualienmarktes.

Ob das bisherige Erscheinungsbild der Stände mit ihren Plastikplanen bleibt oder eine völlig andere Gestaltung der Buden zu erwarten ist, wollte der BA-Vorsitzende Wolfgang Neumer (CSU) wissen. Carolin Heiter-Dieses (CSU) interessierte, wie man künftig den Spagat zwischen individueller Gestaltung und vorgeschriebener Ordnung an den Ständen bewerkstelligt. Was mit den Händlern während der Umbauzeit passieren wird, fragte Andrea Bachmaier (Grüne). Und ihr Fraktionskollege Markus Stadler sorgt sich, dass nach der Modernisierung ein völlig verändertes Warenangebot den Markt bestimmen wird: "Stände mit Gummibärchen brauchen wir nicht."

Für Antworten sei es zu früh, sagte Schwartz, anders als beim Elisabethmarkt sei man mit den konkreten Planungen für den Viktualienmarkt noch nicht so weit. Grundsätzlich geht es seinen Worten folgend darum, "alle heutigen Händler auch in Zukunft zu behalten". Außerdem solle auf keinen Fall ein "Gastronomiemarkt" im Herzen der Stadt entstehen; Lebensmittel, Obst und Gemüse würden weiterhin das Bild bestimmen. Zurzeit sei man noch in der Analysephase, während der jeder Händler nach seinen Wünschen und Vorstellungen gefragt wird. Zudem nimmt der Architekt die baulichen Qualitäten der vorhandenen Stände unter die Lupe.

Nicht zuletzt lege die Stadt großen Wert darauf, dass die Bürger bei den Planungen gehört werden, sagte der Chef der städtischen Markthallen, in der kommenden Woche soll auf dem Markt ein Infostand eröffnet werden. Außerdem will die Stadt Führungen über das Areal anbieten, bei denen Bürger zum Beispiel die Keller unter den Buden besichtigen können. Und mit dem sogenannten Bürgergutachten will die Stadt die Ansichten der Münchner zur geplanten Modernisierung ergründen: Hundert nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Bürger sollen an vier Tagen in intensiver Gruppenarbeit ihren Konzeptvorschlag für den Viktualienmarkt erstellen.

Architekt Rainer Hofmann hat völlig unterschiedliche Situationen an den Ständen vorgefunden. Im einen Fall seien die Hygienemängel gravierend, im anderen Fall fehle zum Beispiel nur ein Seifenspender. Generell stellte er fest: "Der bauliche Bestand ist nicht gefährdet, aber er muss erheblich saniert werden."

Mit besonderem Interesse nahmen die Lokalpolitiker einen Exkurs in die Geschichte des Viktualienmarktes zur Kenntnis. In der Vorkriegszeit sei dieser mit seinen völlig unterschiedlichen Ständen und Dachformen "ein komplettes Chaos" gewesen, sagte Hofmann. Bis in die Neunzigerjahre habe sich dann das Bild einer "extrem strukturierten und sehr geordneten Fläche" geboten. In jüngster Zeit sei wieder eher der "Trend zum Chaos" spürbar. Die Chefin der Interessengemeinschaft der Viktualienmarkthändler, Elke Fett, widersprach. "Wildwuchs" gebe es nicht auf dem Markt: "Jede einzelne Plastikplane musste genehmigt werden."

Boris Schwartz erläuterte dem BA, dass der Markt während der abschnittsweisen Sanierung nicht geschlossen wird; die Stadt will den Händlern "Verkaufsmodule" zur Verfügung stellen. Zentrales Ziel sei, nachteilige Situationen oder Belästigungen für Händler und Besucher unbedingt zu vermeiden.

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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