Altstadt:Gegen die Einsamkeit

Lesezeit: 2 min

Der Verein "Nachbarschaftlich leben für Frauen im Alter" feiert sein 25-jähriges Bestehen mit einem großen Fest

Von Katharina Kaak, Altstadt

"Sie sitzt auf ihrem alten Sofa aus der Wirtschaftswunderzeit". Der Song "Wenn sie diesen Tango hört" der Band Pur erzählt von einer alten Dame, die seit dem Tod ihres Mannes gegen die Einsamkeit kämpft. Dass es auch anders geht, beweist der Verein "Nachbarschaftlich leben für Frauen im Alter". Nach dem Motto "Warum einsam - lebt gemeinsam" setzt sich der Verein seit 1991 dafür ein, die Lebensqualität von alleinstehenden, älteren Frauen zu verbessern.

In diesem Jahr feiert der Verein sein 25-jähriges Bestehen. "Unser Ziel ist es, die Einsamkeit abzubauen und in die Gemeinschaft zu gehen", erklärt Christa Lippmann, promovierte Wirtschaftspsychologin und Vorsitzende des Fördervereins. Zum Jubiläum steht nun im September das "Fest der Künstlerinnen" mit Fachvorträgen, Schauspiel und einer Kunstausstellung auf dem Programm. Mit von der Partie sind Kabarettistin Maria Peschek, Schauspielerin Marlene Beck sowie die Malerin und Bildhauerin Lucia Falconi. Für die musikalische Unterhaltung sorgt die Jazzband Die drei Damen.

Mittelpunkt der Vereinsarbeit sind die Wohngruppen für Seniorinnen mit kleiner Rente; jeweils acht Frauen leben in einer Wohngemeinschaft zusammen. "Die erste Wohngruppe haben wir 1997 in Pasing eröffnet", sagt Christa Lippmann. Danach folgten WGs am Schwabinger Ackermannbogen und in Gern. Die alternativen Wohnprojekte kommen gut an: "Es gibt mehr Nachfragen als Plätze." Wird ein Platz frei, entscheiden die Mitbewohnerinnen der Gruppe, wer einziehen darf - "nach einstimmigem Beschluss", wie die Vorsitzende erklärt. Das Miteinander sei bei den Damen, die zwischen 60 und 80 Jahre alt sind, sehr wichtig: "Man muss immer damit rechnen, dass die Nachbarin kommt und klingelt." Neben gemeinsamen Unternehmungen wie Spazierengehen oder Kochen sei gute Kommunikation entscheidend. "Dann verliert sich das Gefühl der Einsamkeit", so Lippmann. Kommt es doch einmal zu Problemen, hilft Psychologin Angela Lang, die zwei der drei Wohngruppen betreut. Vor dem Einzug und eineinhalb Jahre danach arbeitet sie mit den Seniorinnen, um das Zusammenleben möglichst konfliktfrei zu gestalten.

Entwickelt hat sich der Verein aus der Dienststelle "Frau im Beruf" der evangelischen Kirche; nach deren Auflösung blieb der Förderverein selbständig erhalten. Christa Lippmann ist von Anfang an mit unermüdlichem Engagement dabei. Einfach sei die Arbeit aber nicht immer - schwierig sei es angesichts des Wohnungsmarktes vor allem, geeignete Häuser zu finden. Deshalb freut sich die Vorsitzende, wenn ihr Immobilien angeboten werden.

Neuestes Wohnprojekt ist ein Einfamilienhaus mit Garten im Norden der Stadt. Der Besitzer wollte das Haus erhalten und hatte jemanden gesucht, der es ohne große Veränderungen übernimmt. "Wir freuen uns, in einem freistehenden Haus eine neue Form des nachbarschaftlichen Lebens ausprobieren zu können", sagt Christa Lippmann.

Das "Fest der Künstlerinnen" findet am Dienstag, 13. September, von 15 Uhr an im Evangelischen Forum, Herzog-Wilhelm-Straße 24, statt. Wer teilnehmen möchte, sollte sich bis Samstag, 10. September, anmelden.

© SZ vom 30.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: