Altstadt:Gebündelt ins Flightcase

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Mit seiner Installation "Les Colombes" geht der Münchner Künstler Michael Pendry auf eine Reise um die Welt. Die Papiertauben waren auch schon auf dem Zionsberg in Jerusalem zu sehen. Dieses Foto zeigt Pendry in Bethlehem, auf der palästinensischen Seite der Mauer. (Foto: Sebastian Krawzcyk/oh)

Michael Pendry zieht weiter mit seinen 2000 Papiertauben

Interview von Jutta Czeguhn, Altstadt

Die Taube, in der Bibel ist sie das Symbol für den Heiligen Geist. Seit dem 10. Juli waren 2000 weiße Papiertauben im Kirchenschiff von Heilig-Geist am Viktualienmarkt zu sehen, spektakulär illuminiert, poetisch. Nun aber ziehen sie weiter. Künstler Michael Pendry und sein Team haben schöne Pläne für die 30 Meter lange Multi-Media-Installation "Les Colombes". Also geht es ans Abbauen, Kunst wird zurück auf den Boden geholt, ganz praktisch, praktisch Kunst.

SZ: Wie bekommen Sie die Papiertauben herunter vom Kirchen-Himmel?

Michael Pendry: Die Täubchen vom Himmel zu holen, ist recht einfach und schmerzlos - nein, wir schießen sie nicht ab, wir fahren mit einem Steiger hoch, lösen die Spannseile an den Säulen und lassen das ganze Netz samt Tauben langsam zu Boden.

Zählen Sie nach, ob alle 2000 Stück noch da sind?

Nein, ich zähle nicht nach, allerdings gibt es schon ein paar "alte Bekannte" unter den Tauben, die mir immer wieder beim Auf- oder Abbau in die Hände geraten und dann freu' ich mich, sie wiederzusehen und dass sie noch da sind. Es gibt ja Tauben, auf die die Leute Texte geschrieben haben, Wünsche, private oder auch allgemein..., und ein paar sind so prägnant, dass sie mir auffallen, sehr berührend, manchmal traurig oder einfach mit einem ganz albernen Text drauf. Manche sind einfach auch sehr skurril gefaltet, dick oder dünn, kleiner Kopf, was auch immer..., das fällt dann einfach auf.

Wie werden die Papiertauben verpackt?

Verpackt werden sie ganz banal: flach zusammengelegt, in Bündeln zusammengebunden. Dann kommen sie in simple Umzugskartons, und die Kartons dann mit dem Rest des Equipments in ein großes Flightcase - fertig sind sie für die Weiterreise.

Und im Flightcase fliegen die Tauben wohin?

Von München aus fliegen sie nach Berlin in die Gedächtniskirche, wenn alles klappt, im Herbst. Gegenüber war ja vor einem Jahr der Anschlag am Weihnachtsmarkt. Ich denke, da passen sie ganz gut als "künstlerische Antipode". Im Frühjahr geht es dann weiter nach Graz, Salisbury in England, Sankt Petersburg und Moskau, so der Plan.

© SZ vom 12.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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