Abgrund unter Gehweg:Bodenlos in Haidhausen

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Ein Polizist leuchtet in das Loch in München-Haidhausen, das plötzlich unter einem Spaziergänger aufbrach. (Foto: dpa)

Das Loch in einem Haidhauser Gehweg stellt Fachleute vor ein Rätsel. Sie sichten nun alte Akten, um herauszufinden, ob es in der Umgebung noch weitere gefährliche Schächte gibt.

Von Florian Fuchs

Das Loch im Gehweg an der Inneren Wiener Straße ist wieder zugepflastert. Nach einer Prüfung sind Sachverständige am Montag zu der Überzeugung gekommen, dass keine weitere Einsturzgefahr besteht. Die Experten vermuten, dass der sechs Meter tiefe Schacht einmal ein Lüftungsschacht für den Bierkeller der Brauerei Hofbräu war. Nun sichten Fachleute des Planungsreferats alte Akten, um herauszufinden, ob es in der Umgebung noch weitere solche Schächte geben könnte. "Bisher gibt es aber keine Hinweise, dass an anderen Stellen Gefahr droht", sagt eine Sprecherin.

Ein Passant war am Freitagabend auf dem Gehweg spazieren gegangen, als plötzlich zwei Bodenplatten wegbrachen. Der Mann stürzte und rutschte mit einem Bein in den Schacht, schaffte es aber, sich wieder aufzurappeln. Als Polizei und Feuerwehr das Loch inspizierten, wurde deutlich, dass der Spaziergänger großes Glück gehabt hatte: Der Schacht ist 70 auf 90 Zentimeter groß - wären alle vier statt nur der zwei darüberliegenden Platten weggebrochen, wäre der Mann in die Tiefe gestürzt. Einsatzkräfte sicherten das Loch über das Wochenende, indem sie einen großen Container darauf stellten.

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Am Montag nun inspizierten Fachleute vom Baureferat und der Lokalbaukommission mit Hilfe von Feuerwehr und einer Kamera der Münchner Stadtentwässerung den Schacht genauer. Die ferngesteuerte Spezialkamera, die eigentlich für die Untersuchung von Entwässerungskanälen eingesetzt wird, lieferte detaillierte Bilder des gemauerten Schachtes. Die Sachverständigen stellten dabei fest, dass das Loch sechs Meter tief sei; zuvor war von 15 Metern die Rede gewesen. Abgänge gebe es nicht, die unmittelbare Umgebung sei also sicher. Arbeiter füllten den Schacht auf, etwa zu zwei Dritteln mit Kies und zu einem Drittel mit schnell trocknendem Beton. Noch am Nachmittag verlegten sie neue Gehwegplatten, der Fußweg in der Nähe des Hofbräu-Kellers ist also wieder frei begehbar.

Wieso Arbeiter Mitte der Neunzigerjahre, als der Gehweg gebaut wurde, die Platten einfach über den Schacht gelegt haben, ist noch unklar. Vielleicht war er schon früher einmal oben zugemauert worden, und die Planer wussten deshalb gar nichts von dem Loch. "Vielleicht ist die alte Decke dann mit der Zeit unter den Platten weggebröselt, aber das sind Vermutungen. Es ist für uns im Moment nicht nachzuvollziehen", sagt die Sprecherin des Planungsreferats. Experten der Lokalbaukommission werteten am Montag Akten von alten Bauplänen aus. Darin waren jedoch nur Hinweise zu den Wohnungen und Gebäuden zu finden, die an den Gehweg angrenzen. "Wir suchen weiter, vielleicht lässt sich im Stadtarchiv noch etwas finden."

Ohnehin musste die Oberste Baubehörde den Gehweg nach der Fertigstellung zwar abnehmen, für den Bau selbst aber dürfte die Bayerische Hausbau verantwortlich gewesen sein. Das Immobilienunternehmen der Schörghuber-Unternehmensgruppe hatte nach einem Brand auf dem Brauereigelände das Areal vom Freistaat gekauft und 1996 bebaut. Es sei jedoch nicht klar, sagte eine Sprecherin, ob die betroffene Stelle des Gehsteigs tatsächlich im Umgriff der Baumaßnahmen lag. Mitarbeiter seien beauftragt worden, dies anhand historischer Unterlagen zu überprüfen.

© SZ vom 21.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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