Schwabing:Am Rundcorso führt kein Weg vorbei

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Eine von Anwohnern geforderte Alternative für den Baustellenverkehr beim Schwabinger Schulsanierungsprojekt fällt wegen Statik-Bedenken durch

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Die Stadt sieht im Zuge der Kritik an der Baustellenlogistik für den Schwabinger Schulkomplex Oskar-von-Miller-Gymnasium und Maximiliansgymnasium keine Möglichkeiten, das Konzept prinzipiell zu verändern. Das ist am Donnerstag beim runden Tisch zu dem Sanierungsprojekt deutlich geworden, bei dem Anwohner mit Vertretern der Stadtverwaltung und der Polizei über die Verkehrsführung der Schwerlaster debattiert haben. "Glauben Sie uns, wir nehmen ihre Sorgen ernst. Die Verwaltung tut ihr bestes, die Situation in den Griff zu bekommen", sagte Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) vor gut zwei Dutzend Besuchern.

Der Veranstaltung waren wütende Reaktionen von Anwohnern vorausgegangen. Vergangenen Montag formierte sich eine Bürgerinitiative mit dem Titel "Pro Max und Oskar" aus 50 Personen, weitere 70 sollen ihr Mitwirken bekundet haben. Die Gruppe wendet sich gegen das vom Stadtrat beschlossene Konzept für die An- und Abfahrt der Schwerlaster. Der Schulkomplex wird über vier Jahre hinweg generalsaniert und erweitert, wobei die Anlage in einem engen Gefüge von Wohnstraßen eingebettet ist - und durch diese Straßen sollen zu Spitzenzeiten bis zu 50 Lkw am Tag fahren. Gemäß der Planung fahren die Laster von der Karl-Theodor-Straße entweder zunächst in den Innenhof oder gleich zur Morawitzkystraße, wo neben dem Sportplatz das Materiallager und die Container für die Bauleitung positioniert sind. Die Abfahrt erfolgt ums Gebäude herum, durch Stury- und Siegfriedstraße zurück zur Karl-Theodor-Straße.

Viele Besucher ließen durchblicken, dass sie den Rundcorso durchs Viertel für unzumutbar halten. "Es geht um Sicherheit, Lärm und Dreck. Man kann hier nicht mehr wohnen", sagte ein Anwohner. Ausführlich legte Initiativensprecher Wolfgang Ferchl Bedenken und Forderungen dar. Hauptziel der Gruppe ist es, die Lkw gar nicht zur Sturystraße fahren zu lassen, sondern an der Morawitzkystraße eine Wendeschleife anzulegen. Dies sei möglich, wenn man die Baustellencontainer umgruppiert und stapelt, appellierte er an die anwesenden Mitarbeiter von Schul-, Bau- und Kreisverwaltungsreferat.

Wie sich herausstellte, wurde dies erwogen, aber aus Sicherheitsgründen verworfen. An dieser Stelle verläuft im Untergrund die U-Bahn-Trasse - und das Baureferat hat große Bedenken wegen der Statik. "Wir trauen uns nicht, dort große Lasten aufzubringen", hieß es. Kleine Lkw dürften wenden, 40-Tonner aber nicht; auch Container dürften nur eingeschossig aufgestellt werden. Viele Laster müssten ohnehin den Fahrweg nehmen, um Gerüstaufzüge in Stury- und Siegfriedstraße zu beliefern. Die Behördenemissäre legten dar, dass die Zahl der Lkw, die den Rundkurs fahren, stark variiert: Bis Ende 2019 sollen es höchstens zehn, 2020 maximal 25, im Jahr darauf bis zu 17 und zum Finale höchstens zwölf pro Tag sein.

Auch die Forderung der Initiative, die Anlieferung nicht vom Bonner Platz her, sondern über die Leopoldstraße zu leiten, kann nach Meinung der Stadt nicht erfüllt werden: zu gefährlich für die gut 3000 täglich an der Kreuzung gezählten Radfahrer, zu aufwendig und zu teuer überdies die Einrichtung einer Ampel und der Umbau der gesamten Kreuzung, hieß es. Dennoch versprachen die Vertreter der Stadt, nach Kräften Nachjustierungen anzugehen: So soll das System der Halteverbote überarbeitet, die Karl-Theodor-Straße womöglich zur Anwohnerstraße gewidmet, die An- und Abfahrtszeiten der Lkw vielleicht begrenzt sowie über all dies erneut bei einem runden Tisch diskutiert werden. "Es war ein guter Anfang", fand Bürgermeisterin Strobl.

© SZ vom 19.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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