Münchner FDP:Das Duell der gelben Zwerge

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Die FDP tritt sich am kommenden Wochenende zu ihrem Parteitag. (Foto: dpa)

Der alte und der neue Münchner Stadtchef der Partei kommen sich bei ihren weiteren Karriereplänen ins Gehege. Der Streit ist typisch für die Liberalen, die sich wieder auf dem Sprung an die Mandate wähnen.

Von Heiner Effern

Vor einem wichtigen Parteitag schlägt gewöhnlich die Stunde der lokalen Strategen, vor allem wenn es um wichtige Ämter geht. Jeder will schließlich seine Kandidaten in Stellung bringen. In der Bayern-FDP tobt gerade der Kampf, ob der Münchner Albert Duin weiter Landeschef bleiben darf. Natürlich mischen die Liberalen aus der Stadt da kräftig mit. So intensiv allerdings, dass sie sogar auf gegnerischen Seiten aktiv sind.

Daniel Föst, Ex-Stadtchef, will Generalsekretär bleiben. (Foto: Rumpf)

Gut eine Woche vor dem Landesparteitag in Lauingen steht deshalb bereits fest: Egal ob Duin oder sein Widersacher Alexander Putz aus Landshut gewinnt, ein Münchner wird dann Generalsekretär der bayerischen FDP sein. Entweder Amtsinhaber Daniel Föst oder sein Stadtchef Andreas Keck, den Putz angeworben hat.

Vom Stadtchef kalt erwischt

Andreas Keck, amtierender Stadtchef, will Föst beerben. (Foto: oh)

Wer nun glaubt, da hätten Parteifreunde eine Strategie mit doppeltem Boden ausgeheckt, geht fehl. Landeschef Duin und sein Generalsekretär Föst wurden von ihren Stadtchef kalt erwischt. "Für mich kommt es überraschend, dass er so unzufrieden ist mit unserer Arbeit. Es wäre schon toll gewesen, wenn wir darüber vorher parteiintern gesprochen hätten", sagt Föst.

Landeschef Duin, der selbst vor zwei Jahren spontan angetreten und gewählt worden ist, rechnete schon mit Widersachern. "Aber aus dieser Richtung haben wir es nicht erwartet." Pikanterweise ist Keck bereits als Stadtchef Föst nachgefolgt, als dieser Generalsekretär wurde. Nun möchte Keck ihn auch auf dieser Position beerben.

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:Lindners Mut

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Natürlich, beteuern beide, kenne und schätze man sich schon lange. Aber "Nibelungentreue" sei das falsche Prinzip, wenn die FDP wieder Erfolg haben wolle, sagt Keck. Die Liberalen seien nach außen viel zu leise, müssten aber Ministerpräsident Horst Seehofer und der CSU laut vorhalten, was sie alles falsch machten. Bei der Flüchtlingspolitik etwa, oder der dritten Startbahn.

Wer für die Lautstärke in der FDP veranwortlich ist

Zuständig für die besondere Lautstärke in einer Partei ist eine Person: der Generalsekretär. "Ich kann nichts Schlechtes daran finden, nach zwei Jahren eine Alternative anzubieten", sagt Keck. Nach der Erneuerung komme nun eine andere Zeit auf die Liberalen zu. Die Zeit, in der sie wieder in die Parlamente wollen. Es schwingt mit: Die Zeit, in der professioneller Politik gemacht werden sollte.

Landeschef Duin, der unter anderem einmal anbot, einen Peitschenhieb für den in Saudi Arabien verurteilten Blogger Raif Badawi zu übernehmen, gilt als fleißig, aber auch als einer, der polarisiert. Die einen freuen sich über unkonventionelle und frische Politik, nachdem die Parteigrößen aus Bundes- und Landtag geflogen waren.

Andere wünschen sich bekannte Strategien und Gesichter zurück. Dass München im Zentrum des liberalen Wettstreits steht, überrascht nicht: In Stadt und Umland holt die FDP traditionell einen Großteil der Stimmen. Von dort stammen bei einem Wahlerfolg auch viele Abgeordnete. Die Vergabe der begehrten Positionen und Listenplätze rückt näher, und die Umfragewerte bieten gerade gute Aussichten.

Föst und Keck bleibt es erspart, in einer direkten Wahl gegeneinander anzutreten. Der jeweilige Landeschef beruft seinen Generalsekretär. Auf dem Parteitag des FDP-Stadtverbands am Montag könnten die beiden Kandidaten für den Landesvorsitz und ihre potenziellen Generalsekretäre aufeinandertreffen. Es gilt Duins Motto, das ihn vor zwei Jahren zum Landeschef machte: "Ist ja langweilig, wenn vorher alles ausgekaspert ist."

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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