München:Lieder und Gedichte für die Isar

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Der WWF veranstaltet zum 22. Mal den Wettbewerb "Am Fluss dahoam". Schirmherrin Auguste von Bayern wirbt bei Straßlach für den Erhalt des Lebensraums

Von Martin Mühlfenzl

Wenn Wagemutige im Sommer auf Holzstämmen über Europas längste Floßrutsche in die Tiefe stürzen, ist stets der Teufel los. Hunderte zieht es dann jeden Tag am Kraftwerk im Mühltal bei Straßlach-Dingharting vorbei und hinab zur Isar - dorthin, wo sie ganz natürlich dahinfließt und ihrem Namen als einziger noch verbliebener Wildfluss Deutschlands gerecht wird. "Das ist ein Paradies", sagt Auguste von Bayern und schaut auf den Fluss. An diesem Nachmittag im Mai sind keine Schlauchboote auf der Isar unterwegs, was zu dieser Jahreszeit ohnehin noch nicht erlaubt wäre. Auch die Kiesbänke sind verwaist, nur ein einziger Spaziergänger ist mit seinen Hunden unterwegs. Beste Voraussetzungen also für ein "Flussgespräch" in aller Ruhe.

Zu diesem hat Sigrun Lange vom WWF gemeinsam mit Josef Reichholf, Zoologe und Evolutionsbiologe, und Auguste von Bayern an die Isar geladen, um über den Fluss im Allgemeinen sowie über die "inspirierende Kraft der Natur" zu sprechen - aber auch, um den Wettbewerb "Am Fluss dahoam" vorzustellen, den die Naturschutzorganisation zum 22. Mal initiiert und der von Auguste von Bayern, der ältesten Tochter von Luitpold Prinz von Bayern, als Schirmherrin begleitet wird. "Für mich ist das einfach ein ganz spannender Lebensraum. Ein Gebirgsbach, der zum Fluss wird, und den es unbedingt zu erhalten gilt", sagt von Bayern und schaut auf einen Baumstamm, der sich über das aufgewühlte Flussbett legt. "Aber man darf nie aufhören, sich Sorgen um den Fluss zu machen."

Drei für die Isar: Auguste von Bayern, Sigrun Lange vom WWF und Zoologe Josef Reichholf (von links) bei ihrem "Flussgespräch". (Foto: Claus Schunk)

"Am Fluss dahoam" soll Menschen für den Naturraum sensibilisieren. Der Kleinkunstwettbewerb startet am Tag der Artenvielfalt an diesem Mittwoch und soll einer kreativen Auseinandersetzung mit Gewässern dienen. Interessierte können Sketche, Lieder, Gedichte kreieren. Schwer dürfte das nicht sein, findet der WWF, denn "als Lebensadern prägen Flüsse seit jeher unsere Landschaft und Kultur".

Auch Auguste von Bayern hat das Wasser geprägt - und es prägt sie noch immer. Die studierte Biologin lebt in Leutstetten an der Würm und hat in den letzten Jahren eine Beobachtung gemacht, die auch typisch für die Isar ist: Stand-up-Paddler hätte die Würm für sich entdeckt und würden den Fluss in den Sommermonaten bevölkern, sagt Auguste von Bayern. Auf der Isar sind es die Schlauchboote und Tagestouristen, die auf Kiesbänke steigen und Naturschützer vermehrt auf den Plan rufen.

Zum Schutz der Isar, sagt Josef Reichholf, müssten natürlich Maßnahmen ergriffen werden. Die Politik dürfe aber auch nicht davor zurückschrecken, etwas zurückzunehmen, das nicht funktioniere. Klar sei aber auch, so Reichholf, dass die Isar als Wildfluss nur "sanften Tourismus" vertrage. Sigrun Lange deutet auf ein gelbes Schild auf einer Kiesbank, das erst seit kurzer Zeit dort steht. Es soll verhindern, dass Menschen den sensiblen Raum betreten und etwa Flussvögel beim Brüten stören. "Es braucht Kooperation entlang des Flusses", sagt die Referentin des WWF - die Landkreise München und Bad Tölz Wolfratshausen sowie die Landeshauptstadt sollten daher zusammenarbeiten. Bisher ist das kaum der Fall. Das Tölzer Landratsamt hat eine umstrittene, neue Bootsverordnung erlassen, die den Zugang zum Fluss einschränkt, aber an der Grenze zum Landkreis München bei Schäftlarn endet.

Die Wittelsbacherin Auguste von Bayern glaubt, dass viel Überzeugungsarbeit nötig ist. "Wir haben eine Haltung, die sagt: Der Mensch steht über der Natur, dass uns alles zur Verfügung steht", sagt sie. Den Menschen müsse mehr Respekt vor der Natur vermittelt werden. Das, glaubt Auguste von Bayern, sei möglich - hier auf dem Land, aber auch in der Stadt.

© SZ vom 21.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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