München:Das neue Freiluft-Wohnzimmer

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In den nächsten Tagen beginnt der Umbau des Zenettiplatzes im Schlachthofviertel. Dabei werden unter anderem Parkplätze verschwinden und stattdessen eine Carsharing-Station und Elektro-Ladesäulen errichtet

Von Alfred Dürr

Ludwigsvorstadt/IsarvorstadtVon eher tristen Abstellflächen für 20 Autos zur südländisch anmutenden Piazza mit hoher "Aufenthaltsqualität" für Bürger: In der kommenden Woche beginnt im Rahmen des Projekts City2Share der Umbau des Zenettiplatzes im Schlachthofviertel. 20 Parkplätze verschwinden auf den Flächen am Kreuzungspunkt von Zenettistraße, Adlzreiterstraße und Tumblingerstraße. Es entsteht dafür eine Station mit Carsharing sowie verschiedenen Angeboten aus dem Bereich der Elektromobilität (Pedelecs und Ladestationen) bis hin zum Fahrrad-Verleih und Luftpumpen. Die andere Teilfläche des Zenettiplatzes soll im Rahmen einer sechswöchigen Testphase gewissermaßen zum Freiluft-Wohnzimmer für die Nachbarschaft werden.

Eine Reihe von Plätzen ist in den vergangenen Jahren umgestaltet worden. (Foto: Catherina Hess)

Die beiden Büros Raumzeug Felix Lüdicke und Alamannai Fischer Architekten haben das Konzept für einen "unaufgeregten Platz der alltäglichen Nutzungen und Begegnungen" entworfen. Dort soll man von September an ausruhen, beobachten, Zeitung lesen, Mittag essen oder einfach in der Sonne sitzen können. Im Oktober vergangenen Jahres hatten die Bürger bei Infoständen, die der Green City e. V. organisiert hatte, und bei einer Quartierswerkstatt ihre Ideen einbringen können ("Wie wünschen Sie sich einen attraktiven Platz im Viertel?"). Die Teilnehmer konnten sich für den Zenettiplatz in erster Linie mehr Grün, Sitzgelegenheiten und eine Abschirmung zu den Straßen hin vorstellen.

Etwas zum Essen kaufen und es sich dann auf dem neugestalteten Platz gemütlich machen - so sieht es das Konzept vor. (Foto: Catherina Hess)

Der Platz soll sich also zu einem Nachbarschaftstreff mit Gemeinschaftsbeeten ("Garten für alle") entwickeln. Die Freiflächen können Institutionen und Vereine aus dem Viertel nach ihren Vorstellungen "bespielen". Im Katalog der Bürgerwünsche tauchten Begriffe wie Sitzgelegenheiten, Public Viewing, Flohmärkte, Freilicht-Kino, Gastronomie ohne Verzehrzwang, Bücherschrank oder auch Wlan und Repair-Café auf. Hauptsache, der Aufenthalt auf der Piazza macht Spaß.

Große Zukunft für den Zenettiplatz: die Pläne zur Umgestaltung sind vielfältig. (Foto: Catherina Hess)

In der Isarvorstadt und in Untersendling entstehen demnächst im Rahmen des Projekts City2Share vier neue E-Mobilitätsstationen. Zeitgleich mit den Arbeiten am Zenettiplatz werden auch am Kidlerplatz und Am Glockenbach 14 entsprechende Stationen errichtet. Voraussichtlich nach dem Ende des Oktoberfestes folgt dann der Goetheplatz im Bereich Häberlestraße und Lindwurmstraße.

Das vom Bund mit 5,8 Millionen Euro geförderte Projekt City2Share will die Bereiche Elektromobilität, autonomes Fahren, Carsharing und die Erhöhung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum miteinander verbinden. Entsprechende Konzepte und Lösungen sollen zusammen mit Bürgern, vor allem auch Anwohnern, sowie mit dem Einzelhandel diskutiert und umgesetzt werden. Neben dem Bund sind unter Führung der BMW Group die Stadt München, die Stadtwerke und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die Hamburger Hochbahn, Siemens, UPS, Drive Now, die Universität der Bundeswehr, die TU Dresden und das deutsche Institut für Urbanistik Partner bei City2Share.

Im Schlachthofviertel will man jetzt dabei ganz neue Wege gehen. Auf einem Teil des Zenettiplatzes entsteht eine Mobilitätsstation, der andere Teil wird zu einer "Aktions-Piazza". (Foto: Catherina Hess)

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Förderung der Elektromobilität. Wie das städtische Planungsreferat weiter mitteilt, geht es gleichzeitig auch um die "Erprobung lokaler Maßnahmen zur Förderung einer stadtverträglichen Mobilität und Verbesserung der Aufenthaltsqualität in den Quartieren". City2Share sei sehr eng mit Modellversuchen in anderen Stadtteilen vernetzt, heißt es weiter. So würden noch dieses Jahr in den Projekten Civitas Eccentric und Smarter Together acht weitere Mobilitätsstationen im Domagkpark, in der Parkstadt Schwabing sowie in Aubing beziehungsweise in Neuaubing-Westkreuz entstehen, getestet und wissenschaftlich evaluiert.

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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