Isarvorstadt:Kleine Sorgen, große Nöte

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170 Gäste kommen zur Bürgersprechstunde mit Oberbürgermeister Dieter Reiter

Von Thomas Kronewiter, Isarvorstadt

Man könnte meinen, Dieter Reiter (SPD) wäre zum Kaffeeplausch vorbeigekommen. So individuell und persönlich sind die Beiträge und Anfragen bei der neunten Bürgersprechstunde des Oberbürgermeisters in den Stadtvierteln, am Donnerstagabend in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Dabei sitzen immerhin 170 Gäste in der akkurat bestuhlten Turnhalle der Mathilde-Eller-Schule, und der OB ein Stück weit entrückt und zugleich ihnen zugewandt auf einem erhöhten Podium, flankiert von zweien seiner engsten Mitarbeiter. Dass Reiter dieses Turnhallen-Format offenkundig dennoch zusagt, zeigt schon die Tatsache, dass am selben Abend zwei Bürgerversammlungen stattfinden in anderen Teilen der Stadt. Doch diese, von der Geschäftsordnung eingeengten Abende, überlässt er lieber dem Bürgermeister-Kollegen Manuel Pretzl (CSU) und SPD-Fraktionschef Alexander Reissl.

Neue Themen von grundsätzlichem Charakter erreichen Reiter zwar auch in der Isarvorstadt nicht. Doch dass er genau hinhören will, wenn eine Anwohnerin sich beklagt, dass sie mit ihrer Tochter morgens regelmäßig den Bus verpasst, weil dessen Ampel auf Vorrang geschaltet sei, vermittelt er durchaus erfolgreich ("Welche Haltestelle? Kapuzinerstraße? Schauen wir uns an.")

Bei immerhin zwei ernsten Problemen, neben unendlich viel Diskussionsbedarf zum Verkehr, speziell zum Radverkehr, holt der Oberbürgermeister weiter aus. So bei den immer weiter steigenden Mietpreisen in der Stadt. Gegenüber der Bundesregierung plädiere er nach wie vor dafür, die Erhaltungssatzung auf die ganze Stadt auszuweiten, da es "Glasscherbenviertel nicht mehr gibt" in München. Wenn das nicht gelinge, wolle er ein Verbot, Miet- in Eigentumswohnungen umzuwandeln. Da man die entsprechende Abwendungserklärung mittlerweile so verschärft habe, dass mehr Investoren als früher auf den Kauf verzichteten, sei die Stadt häufiger als früher gezwungen, ihr Vorkaufsrecht auszuüben - für mittlerweile einen dreistelligen Millionenbetrag im Jahr. Dauerhaft werde man das finanziell wohl nicht durchhalten, doch dafür plane er einen Bürgerfonds, "so ähnlich wie eine Bürgeranleihe". Reiter: "Da können die Münchner ein Stück Stadt kaufen, für eine kleine Rendite." Auch Genossenschaften will der Oberbürgermeister weiter nach Kräften fördern. Und vom Bund erwarte er, dass der Verantwortung übernehme bei den Genossenschaftswohnungen, die in einigen Jahren aus der Bindung fallen. "Das betrifft Tausende Postler und Eisenbahner."

Auch die ausufernden Feiern an der Isar veranlassen den OB zu einer klaren Ansage. Man werde auch heuer wieder in einer Kampagne an die Vernunft appellieren. Bisher sei das "mittelmäßig erfolgreich" gewesen. Die Scherben von Flaschen zwischen Isarkieseln könne man nicht tolerieren. Wenn das nicht besser werde, müsse man die Isar "irgendwann zusperren".

© SZ vom 06.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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