Afrika:Der Frust einer Generation

Die Proteste in Senegal zeigen: Die Jugend hat genug von korrupten Regenten. Präsident Sall sollte sich fürchten.

Von Anna Reuß

Macht korrumpiere, sagte Macky Sall vor zehn Jahren, als er noch Herausforderer im Wahlkampf war. Er war angetreten, um einen greisen Kleptokraten als Präsidenten abzulösen. Zur selben Zeit gingen Tausende junger Menschen über Wochen hinweg auf die Straße und prangerten dessen schamlosen Machtmissbrauch an. Sie wollten es nicht mehr hinnehmen, dass sich eine kleine Elite bereicherte. Sall gewann die Wahl. Und hat seine Prinzipien offenbar vergessen.

Im Jahr 2019 trat Sall für eine zweite Amtszeit an, doch diesmal war vieles anders: Beliebte Oppositionskandidaten ließ er von den Wahlen ausschließen und sich zum Sieger erklären, noch bevor es ein offizielles Ergebnis gab. Westafrikas Leuchtfeuer der Demokratie brannte plötzlich nicht mehr so ​​hell wie früher. Nun genügte die Verhaftung eines seiner Gegner, um Studentenproteste zu entfachen, die in die schwersten Unruhen seit Jahren umschlugen.

Das zeigt, wie groß der Frust dieser Generation ist. Nicht nur in Senegal, auch in anderen Ländern Afrikas und des Nahen Ostens ist die Hälfte der Menschen nicht einmal volljährig. Wer Wahlen gewinnen will, braucht die Jugend auf seiner Seite - und die hat genug von der Korruption. Welche Macht sie durch ihren Protest entfalten kann, weiß Sall nur zu gut. Er sollte sie fürchten.

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