In "Jenseits von Schuld und Sühne" schreibt der Widerstandskämpfer Jean Améry: "Heimat ist Sicherheit, sage ich. In der Heimat beherrschen wir souverän die Dialektik von Kennen-Erkennen, von Trauen-Vertrauen: (...) Das ganze Feld der verwandten Wörter treu, trauen, Zutrauen, Anvertrauen, zutraulich gehört in den weiteren psychologischen Bereich des Sich-sicher-Fühlens." Das ist seit dem 7. Oktober und den darauffolgenden antisemitischen Anfeindungen und Übergriffen in unseren Städten verloren. Das war nach dem Zivilisationsbruch der Shoah für Jüdinnen und Juden schon zerrissen: das Trauen und Vertrauen. Das Verhältnis von Kennen-Erkennen, in dem entsteht, was sich Heimat nennen lässt. Das war schon einmal verloren.
Gesellschaft:Miteinander reden und reden
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Antisemitische und rassistische Anfeindungen zeigen, dass dringend mehr demokratische Verständigung notwendig ist. Auch wenn das sehr ungemütlich wird.
Kolumne von Carolin Emcke
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