Olaf Scholz:Na so was aber auch

Der Finanzminister hat in Washington schöne Bilder und beschert sich einen blöden Verdacht.

Von Cerstin Gammelin

Bundesfinanzminister Olaf Scholz war in Washington, von dieser Reise kann man zweierlei lernen. Erstens, dass es extrem geschickte Beamte in seinem Ministerium gibt, die alles tun, den Chef glänzen zu lassen. Und, dass der Glanz schnell schwinden kann, wenn der Eindruck entsteht: Weil der Minister ja auch Kanzlerkandidat ist, stellt er sein Personal womöglich gleichzeitig in den Dienst seiner SPD.

Der unermüdliche Unterabteilungsleiter, der von Scholz mit dem Projekt "Globale Mindeststeuer" betraut worden war, hat für seinen Chef eine bemerkenswerte Punktlandung hingezaubert. Die Einigung auf die Steuerrevolution wurde ausgerechnet an jenem Tag verkündet, an dem dieser in Washington war - sodass Scholz vor dem Kapitol seinen Anteil daran herausstellen konnte. Chapeau! Es bescherte ihm die öffentliche Aufmerksamkeit, die der Kandidat gebrauchen kann.

Blöd nur, dass gleichzeitig am Wochenende bekannt geworden ist: Scholz lässt sein Ministerium offenbar nationale Steuerkonzepte durchrechnen - genau zu dem Zeitpunkt, zu dem seine Partei an derlei fürs Wahlprogramm feilt. Das käme womöglich einer verdeckten Parteienfinanzierung gleich, ein solcher Anfängerfehler passte eigentlich nicht zu Scholz. Es sei denn, er wäre nervös.

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