Österreich:Bizarr

Die FPÖ träumte mal davon, den Kanzler zu stellen. Und nun: Zerfall allenthalben. Strache kann möglicherweise bald vom Gefängnis aus zusehen, wie sich seine ehemaligen Parteifreunde zerfleischen.

Von Cathrin Kahlweit

Heinz-Christian Strache spielt in der politischen Landschaft Österreichs längst keine Rolle mehr. Der vormalige FPÖ-Chef, einst ein Zampano, gestürzt über die Ibiza-Affäre, ist bei der Wien-Wahl 2020 mit einer Kleinstpartei angetreten und grandios gescheitert; derzeit verbringt er seine Zeit damit, über das Ibiza-Video zu reden und seine Rolle darin zu relativieren. Sein nächster großer Auftritt dürfte im Mai vor Gericht in einem Verfahren wegen möglichen Gesetzeskaufs stattfinden, das Ergebnis der Ibiza-Ermittlungen ist.

Strache könnte also demnächst im Gefängnis sitzen und viel Zeit haben zuzuschauen, wie sich seine früheren Parteifreunde zerfleischen. Seit er aus dem Weg ist, sind die Rechtspopulisten gespalten: hier der ins extreme Lager driftende Fraktionschef Herbert Kickl, dort der moderate Parteichef Norbert Hofer. Gerüchte in Wien wollen von einem Putsch gegen Hofer wissen; dessen Rückzug sei nur eine Frage der Zeit.

Wenn das so käme, wäre es schnell vorbei mit der einst so erfolgreichen FPÖ, die in ihren besten Tagen hoffte, eines Tages den Kanzler zu stellen: der eine Protagonist, Strache, vor Gericht, der zweite, Hofer, einst immerhin Bundespräsidentschaftskandidat, auf dem Abstellgleis. Und Sieger ist ein nicht vermittelbarer Radikaler. In der ÖVP soll es immer noch einige geben, die von der Wiederauferstehung der türkis-blauen Koalition mit der ÖVP träumen. Ein bizarrer Gedanke.

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