Aktuelles Lexikon:Ecowas

Ende Juli trafen sich Vertreter der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas in Nigerias Hauptstadt Abuja, um über die Situation in Niger zu beraten. (Foto: IMAGO/ECOWAS/IMAGO/Xinhua)

Westafrikanischer Staatenbund, der jetzt ein Ultimatum an Niger verstreichen ließ.

Von Paul Munzinger

Ähnlich wie die EU ist Ecowas ein Staatenbund, der über seine ursprünglich ökonomische Ausrichtung längst hinausgewachsen ist. 1975 als westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Economic Community of West African States) mit 15 Mitgliedern gegründet, verfügt Ecowas heute über ein Parlament, eine Bank, ein Gericht und gemeinsam proklamierte demokratische Werte, die es zu verteidigen gelobt hat. Doch häufig gelingt das nicht. So wie in Mali, Burkina Faso und Guinea, wo es in den vergangenen drei Jahren Putsche gegeben hat. Und so wie womöglich jetzt in Niger, wo am 26. Juli ebenfalls das Militär die gewählte Regierung gestürzt hat. Angeführt von Nigeria, wo mehr als die Hälfte der 400 Millionen Ecowas-Bewohner leben, versuchte die Gruppe, die Putschisten mit einer Kriegsdrohung in die Knie zu zwingen - und ließ das Ultimatum nun tatenlos verstreichen. Wie eng Geografie, Wirtschaft und Politik in Westafrika zusammenhängen, lässt sich am Beispiel von Ecowas eindrucksvoll belegen. Den Vereinten Nationen zufolge sind die vier Putschstaaten Niger, Mali, Burkina Faso und Guinea auch die vier am wenigsten entwickelten Staaten der Gruppe. Und: Niger, Mali und Burkina Faso sind auch die drei Ecowas-Staaten, die keinen Zugang zum Meer haben und sich damit im Welthandel besonders schwer tun.

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