Autobranche:Moment mal

Dividenden für die Aktionäre, Kurzarbeitergeld für die Angestellten? Daimler sollte vielleicht noch einmal in sich gehen.

Von Max Hägler

Die Empörung hat die Hauptversammlung von Daimler mitbestimmt: Das Unternehmen schüttet einen ordentlichen Gewinn an seine Aktionäre aus, so wie die anderen Autokonzerne. Das geht doch nicht zusammen mit der Staatsunterstützung, dem Kurzarbeitergeld, das in der Pandemie ausgezahlt wurde! Was für Krisengewinnler.

Die Manager und Aufsichtsräte halten kräftig dagegen mit dem treffenden Argument: Das Kurzarbeitergeld ist kein Steuergeld, keine Subvention. Tatsächlich speist sich diese Leistung aus der Arbeitslosenversicherung. Die ist Teil des staatlichen Sozialsystems, aber wird bisher überwiegend von Arbeiternehmern und Arbeitgebern finanziert. Arbeitnehmer und Arbeitgeber greifen also in den Topf, in den sie selbst eingezahlt haben.

Und doch ist der Grundgedanke des Ärgers nachvollziehbar und berechtigt. Denn die Manager unterschlagen manches: Ihr Geschäft wurde ja angeschoben mit Steuergeld, alle Autos mit Elektromotoren werden seit der Corona-Seuche stärker bezuschusst vom Staat. Es ist das Ergebnis der mitunter unstatthaften Larmoyanz, mit der manche Vertreter der Autoindustrie um Hilfe in der Krise baten - obwohl diese gar nicht nötig war und wirklich darbende Branchen sich derlei nicht erlaubten. Damit ist man bei einer zweiten Stilfrage: Ist es nicht edelste Pflicht der Starken in einer Jahrhundertkrise, die Schwachen zu unterstützen? Eines von so vielen Beispielen, wie das möglich wäre: eine Stiftung für besseres Homeschooling, initiiert im Jahr 2021 von Gewinnern des Seuchenjahres.

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