Vor ein paar Wochen hieß es von SPD, FDP und Grünen noch, Kontaktbeschränkungen werde es mit ihnen nicht mehr geben. Eine systematische Überlastung der Krankenhäuser sei auch nicht mehr zu erwarten. Da waren zwar auf einigen Intensivstationen kaum noch Betten frei, aber es wurde schon mal das Ende aller Maßnahmen verkündet für Ende März 2022. All das ist mit den am Montag von der Regierung in spe vorgeschlagenen Änderungen des Infektionsschutzgesetzes vom Tisch - zum Glück. Sogar eine Impfpflicht für manche Berufsgruppen wollen die möglichen Regierungspartner einführen.
Viel zu spät kommen die Vorschläge, auch wenn sie richtig sind. Die möglichen Koalitionäre haben durch ihr Verhalten der letzten Wochen großen Schaden angerichtet, der sich nicht mehr beheben lassen wird. Immerhin können einige der vorgeschlagenen Maßnahmen helfen, das Virus zu bremsen.
Eine Impfpflicht für Menschen, die sich beruflich um vulnerable Gruppen kümmern, um Kinder, Alte und Kranke, wäre ein großer Schritt. Auch ist es vernünftig, das Mittel der Kontaktbeschränkungen nicht mehr auszuschließen. Ohne Kontakte zwischen Menschen kann sich das Virus nicht ausbreiten. Die Nebenwirkungen dieser Maßnahme sind aber so schwerwiegend, dass sie nur im äußersten Notfall und regional begrenzt und für Volljährige ohne Immunschutz in Erwägung gezogen werden sollten. 3G im öffentlichen Nah- und Fernverkehr müsste längst Standard sein, genauso wie Home-Office-Pflicht, 3G am Arbeitsplatz und 2G im Freizeitbereich - nur so kann man die vielen Menschen ohne Impfung schützen.
Was in den Vorschlägen bislang nicht zu erkennen ist, ist eine Strategie, wie die Ampel-Parteien in Zukunft mit dem Virus umgehen wollen. Denn es wird immer wiederkommen. Eine vorausschauende Regierung bereitet die Menschen darauf vor, entwickelt einen Plan, was bei welchem Seuchengeschehen zu tun ist. Andernfalls rennt das Land dem Virus weiter hinterher, statt schneller zu sein - und schlauer.