Corona:Wo er recht hat ...

Verhielt sich Karl Lauterbach schon in der ersten Woche als Gesundheitsminister alarmistisch, als er vor einem Mangel an Impfstoff warnte? Eher nicht - weil in der Pandemie eine Warnung zu viel besser ist als eine zu wenig.

Kommentar von Michaela Schwinn

Typisch Lauterbach! Erst ein paar Tage im Amt und schon ist die Panik groß: Das dachten sich viele, als der neue Gesundheitsminister diese Woche vor einem erheblichen Impfstoffmangel im kommenden Jahr warnte. Schnell fanden sich in den sozialen Medien fleißige Rechner, die ihre eigene Impfstoff-Inventur vornahmen: Es sei doch genug da, der Minister übertreibe, sein Ton sei zu alarmistisch und überhaupt mache er das nur, um als Retter der Nation dazustehen, so hieß es aus der CDU, so kommentierten es Journalisten und Internetnutzer.

Es stimmt, Lauterbachs Mahnen kann ermüdend sein. Und möglicherweise hätte er das Ergebnis der Inventur auch weniger dramatisch formulieren können, schließlich ist viel Impfstoff im Umlauf. Aber ihn deshalb als schlechten Politiker, als Panikmacher darzustellen, ist falsch. Denn wenn es in den bald zwei Jahren Pandemie eine Gewissheit gibt, dann die, dass nichts gewiss ist. Wie oft wurden Meinungen revidiert, wie oft wurde die Lage neu eingeschätzt? Die Corona-Mutante Omikron ist der neueste Beweis dafür. Ihr mit Vorsicht, vielleicht sogar mit Übervorsicht zu begegnen, ist richtig. Denn keiner weiß heute, wie bald eine vierte Impfung nötig sein wird - angepasst an die neue Variante. Keiner weiß, wie viele Ungeimpfte sich in den nächsten Wochen doch noch für die Spritze entscheiden werden. Keiner weiß, ob die bestellten Dosen auch wirklich geliefert werden.

An einem dürften selbst Lauterbachs schärfste Kritiker keinen Zweifel haben: Am Ende ist es besser, ein paar Tausend Dosen mehr im Kühlschrank zu haben als auch nur eine zu wenig - denn Letzteres kostet Menschenleben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: