Es ist durchaus ungewöhnlich, dass ein großer, gemütlicher, pflanzenfressender Bär zum Konfliktthema zwischen zwei Weltmächten wird. Beide Regierungen bestreiten zwar offiziell einen Dissens in der "Panda-Diplomatie", doch nimmt ihnen das kaum einer ab, erst recht nicht in Washington; nicht im Weißen Haus und schon gar nicht im Zoo der US-Hauptstadt. Die drei bei den Besuchern sehr beliebten Großen Pandas dort müssen bald zurückkehren nach China, ebenso wie die Artgenossen aus den anderen Tierparks der Vereinigten Staaten. Sie sind nämlich nur Leihgaben, und die Frist läuft ab. Große Pandas gibt es frei lebend nur noch in China, wo sie durch die Zerstörung ihrer Lebensräume beinahe ausgerottet waren, heute aber streng geschützt sind. Wer Pandas jagt, den erwarten drakonische Strafen. Als Panda-Diplomatie gilt der Versuch der Volksrepublik, durch Ausleihen der seltenen und symbolträchtigen Tiere dem Empfängerstaat auch politische Gunst zu erweisen - oder zu entziehen, wie wahrscheinlich in diesem Fall. Die Beziehungen zwischen den USA und China sind auf einem Tiefpunkt. Und gäbe es die feuerspuckenden Drachen der chinesischen Mythologie wirklich, würde Präsident Xi Jinping wohl eher sie zum Kollegen Joe Biden nach Washington schicken als pummelige Pandas.
Aktuelles Lexikon:Panda-Diplomatie
Streng geschützter und allseits beliebter pummeliger Pflanzenfresser, mit dem sich auch Politik machen lässt.
Von Joachim Käppner
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