Aktuelles Lexikon:De-Risking

Das neue Konzept zur Abkoppelung von China. Es klingt weniger dramatisch, wird jedoch weiter Streit verursachen.

Von Florian Müller

Wenn sich Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag mit Chinas Regierungschef Li Qiang trifft, wird der Begriff eine zentrale Rolle spielen: "De-Risking", das Minimieren von Risiken, hört sich weniger martialisch an als "Decoupling", Entkoppeln, das bislang die Debatte um die Handelsbeziehungen zu China dominierte. Heute ist klar: Keiner will Decoupling. Nicht ganz klar ist, was unter De-Risking verstanden werden soll. Decoupling bedeutet im Extremfall, dass gar keine Produkte mehr aus China nach Deutschland kommen sollen, dass Deutschland keine Waren mehr nach China liefert und keiner mehr beim anderen investieren darf. Bei einer Importabhängigkeit von 90 Prozent in manchen Bereichen wie Solarzellen ist das aber unrealistisch.

De-Risking, das EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Frühjahr populär gemacht hatte, bedeutet, den Austausch von Geld und Waren in den allermeisten Fällen ungehindert, aber streng beobachtet weiterlaufen zu lassen und in einigen strategischen Bereichen den Austausch zu unterbinden. Welche das sind, muss noch definiert werden, viele Hochtechnologien werden aber dazugehören. Aus Sicht der chinesischen Regierung jedoch stellt De-Risking nichts anderes als Decoupling im Schafspelz dar.

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