Bundesnachrichtendienst:Selber schuld

Der Geheimdienst hat in Afghanistan versagt - und sollte die Gründe bei sich selbst suchen.

Von Ronen Steinke

XKeyscore heißt das Programm, mit dem der Bundesnachrichtendienst weite Teile der elektronischen Kommunikation in Afghanistan mithören und mitlesen konnte, der Traum eines jeden Überwachers. Afghanistan war orwellhaft durchleuchtet. Fast jedes Handy war gläsern, wenn die deutschen Agenten es anordneten.

Es hat ganz bestimmt nicht an mangelnder Technik gelegen, dass der BND am Ende dennoch die Zeichen in Afghanistan falsch gedeutet und nicht damit gerechnet hat, dass so viele afghanische Soldaten so plötzlich zu den Taliban überlaufen würden. Woran es gefehlt hat: Gespür für Stimmungen vielleicht. Verständnis für die psychologische Dynamik. Wie schnell es ging mit den Desertierungen in Kabul, das hat - muss man ehrlich sagen - aber auch die anderen westlichen Dienste und sogar die Taliban selbst überrascht.

Ganz bestimmt hat es dem BND auch nicht an rechtlichen Befugnissen gefehlt, wie jetzt sein ehemaliger Chef Gerhard Schindler verbreitet. Nein, es liegt nicht am bösen Bundesverfassungsgericht, dass der Dienst gerade eine schwierige Figur macht. Es liegt nicht an Karlsruher Richtern, die ihm "juristische Steine in den Weg legen" würden, was für ein durchsichtiger Versuch, den Schwarzen Peter weiterzureichen. Das Bundesverfassungsgericht hat im vergangenen Mai nur eingefordert, dass der Dienst sich bei seiner Überwachungsarbeit unter anderem in Afghanistan stärker auf die Finger gucken lässt. Es hat schon am BND selbst gelegen, dass er sich jetzt so verrechnet hat. Er muss besser werden.

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