Aktuelles Lexikon:Compliance

Der Springer-Verlag lässt die Vorwürfe gegen den Chefredakteur der "Bild"-Zeitung von der Kanzlei Freshfields überprüfen.

Von Thomas Fromm

Es ist nicht so, dass es nicht auch schon vor der Siemens-Korruptionsaffäre eindeutige Richtlinien in der Wirtschaft gegeben hätte. Interne Regeln, mit denen die Einhaltung von Gesetzen durch die Mitarbeiter gewährleistet werden sollten, hatten sich Unternehmen auch schon vorher gegeben. Allerdings oft mit mäßigem Erfolg. Gelesen, gelacht, gelocht: Die Regelwerke für sogenannte Compliance, die Beipackzettel für gesetzeskonformes Verhalten am Arbeitsplatz, landeten nicht selten in der großen Ablage. Als 2006 dann der Schmiergeldskandal in München aufflog, veränderte das vieles. Die Aufarbeitung kostete viel Zeit, Geld und eine Menge Reputation. Sogar Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel wurde damals zum Aufseher verpflichtet, als unabhängiger "Compliance Monitor" von Siemens. Und auf einmal wurde das Thema Compliance überall zur Chefsache erklärt.

Nicht um Schmiergelder, aber durchaus um die Frage nach der Einhaltung von Regeln, geht es nun im Springer-Konzern. Dort wurde Bild-Chefredakteur Julian Reichelt in einem laufenden Compliance-Verfahren von seinen Funktionen beurlaubt. Bei den Vorwürfen, die nun intern untersucht werden, geht es unter anderem um mögliches Fehlverhalten gegenüber Frauen. Dass die Angelegenheit mithilfe von Compliance-Experten der Kanzlei Freshfields geprüft wird, zeigt: Die Sache hat Gewicht.

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