China:Haltet den Räuber

Der chinesische Online-Großhändler Alibaba hat seine Monopolstellung missbraucht. Die Intervention des Staates ist deshalb begründet.

Von Christoph Giesen

Rekordstrafe für Alibaba: Die chinesischen Behörden gängeln die Privatwirtschaft. Das wäre die simple Lesart im Fall des Onlinegroßhändlers Alibaba, der nun eine Buße in Höhe umgerechnet 2,3 Milliarden Euro zahlen muss. Doch so einfach ist es nicht. Natürlich hat die chinesische Führung in den vergangenen Jahren das Internet so stark zensiert wie sonst keine andere Regierung auf dem Planeten. Twitter oder Facebook sind gesperrt in der Volksrepublik. Im Land hinter der großen Firewall wurden daher andere Konzerne und Dienste groß. Baidu statt Google, Wechat anstelle von Whatsapp und eben Alibaba und kein Amazon.

So sehr Peking das chinesische Internet jedoch abriegelte und politisch unliebsame Meinungsäußerungen unterdrücke, so unreguliert konnten Konzerne wie Alibaba in den vergangenen Jahren wachsen und ihre Monopolstellung ausbauen. Sie diktieren die Regeln, wie in China heute Handel betrieben wird, wer auf welchen Plattformen anbieten darf und wer nicht. Selbst im Bankenwesen mischte Alibabas Finanztochter Ant Group mit, vergab Kredite ohne Banklizenz, ja völlig ohne Sicherheiten. Die Gefahr ist real, dass China deshalb in eine Finanzkrise schlittern könnte.

Es ist also nachvollziehbar, dass nun die Behörden einschreiten. Allerdings wäre es besser gewesen, hätte der Staat früher und weniger brachial eingegriffen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: