USA:Plagiatsposse um das legendäre "New York Times"-Kreuzworträtsel

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Teile der populären Knobelaufgaben sind in anderen Zeitungen aufgetaucht. Ein beschuldigter Rätseldienst behauptet: alles Zufall.

Von Viola Schenz

Zu den Sonntagsritualen eines New Yorkers gehören Bagel mit Lox, was Sportliches im Central Park und die dicke Ausgabe der New York Times. Die mit dem extra großen Kreuzworträtsel. Um das zu knacken, lässt man auch gerne mal den Kirchgang sausen. Unter der Woche ist es nur halb so groß, dafür steigert es sich von Tag zu Tag im Schwierigkeitsgrad. "The New York Times Crossword Puzzle", wie es mit vollem Namen heißt, ist nicht irgendein dahergelaufenes Rätselzeitschrifträtsel, sondern das angesehenste im Land: schwierig, gewitzt, klar an eine intellektuelle Elite gerichtet und natürlich mit treuen Fans.

Manchen dürfte ob eines bösen Verdachts jüngst der Bleistift vom Ohr gerutscht sein. Denn die Fans nehmen die Sache mit dem Rätsel sehr ernst, wie auch die NYT selbst. Das zeigt sich schon darin, dass es seit 23 Jahren in der Verantwortung eines Redakteurs liegt, Will Shortz. Wer das Bedürfnis hat, auf seine Intellektualität hinzuweisen, bekennt sich als Anhänger des NYT crossword. Bill Clinton tat das, ebenso Jon Stewart. Gesammelte NYT-Rätsel gibt es in Buchform. Das Crossword ist Überbleibsel und Symbol einer heilen Ostküstenwelt mit ihrer Verlässlichkeit und Konstanz.

Aufmerksamkeit, die es nicht bräuchte

Und jetzt erfuhren die Leser und Löser, dass es, man muss es so nennen, eine Attacke auf ihre Ikone gab: Große Bestandteile der Rätsel sollen geklaut worden und in den Kreuzworträtseln minderer Blätter wie der USA Today aufgetaucht sein. Das hat ein Software-Ingenieur im fernen Seattle anhand einer selbstentwickelten Datenbank herausgefunden, so berichten das Magazin The Week und die NYT.

Der Rätseldienst Universal Crossword stecke hinter den Plagiaten. Dessen Chef Timothy Parker weist das zurück, spricht von Zufällen.

Bleibt die Frage, ob es dreist oder nur dumm war, sich bei den Rätseln mit dem größten Wiedererkennungswert zu bedienen. Wenn überhaupt hat der Klau der NYT Aufmerksamkeit beschert, obwohl sie die an der Kreuzworträtselfront nun wirklich nicht bräuchte.

© SZ vom 09.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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