Uribe neu im Verwaltungsrat von News Corp.:Murdoch holt sich den Guerilla-Feind

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Ob diese Personalie vertrauensbildend wirkt, darf bezweifelt werden: Ausgerechnet Kolumbiens Ex-Präsident Álvaro Uribe soll in den Verwaltungsrat der von einem Abhörskandal erschütterten News Corp. des Medienmoguls Rupert Murdoch einziehen. Dabei gilt Uribes Einstellung zur Pressefreiheit als ziemlich fragwürdig.

Die von einem Abhörskandal erschütterte News Corp. von Medienmogul Rupert Murdoch bekommt zwei prominente neue Aufseher, von denen einer aber durchaus umstritten ist: Auf der Hauptversammlung im Oktober sollen sowohl die frühere US-Arbeitsministerin Elaine Chao als auch Kolumbiens Ex-Präsident Álvaro Uribe in den Verwaltungsrat des Medienkonzerns gewählt werden. Es ist das höchste Firmengremium.

Kolumbiens Ex-Präsident Álvaro Uribe wurde während seiner Amtszeit immer wieder mit Nachrichten konfrontiert, die ihn in die Nähe rechtsgerichteter Paramiltärs rückten. Nun soll er Aufseher von Rupert Murdochs Medienimperium News Corp. werden. (Foto: REUTERS)

Murdoch lobte in einer Erklärung die Verdienste der beiden Kandidaten. Uribe habe die demokratischen Institutionen seines Landes gestützt, die Wirtschaft angekurbelt und die Sicherheit der Bürger wiederhergestellt. Die Bestellung des 60-Jährigen werde "wichtige Einsichten über Lateinamerika" vermitteln, so Murdoch.

Elaine Chao wiederum, die der Bush-Administration als Arbeitsministerin angehörte, bringe "eine breite Erfahrung in der Führung komplexer und großer Organisationen" mit, sagte Murdoch.

Der gelernte Jurist und Verwaltungsfachmann Uribe war von 2002 bis 2010 Präsident Kolumbiens und ging in dieser Zeit mit großer Härte gegen die linksgerichteten Guerilla-Organisationen FARC und ELN vor. Menschenrechtsorganisationen warfen ihm immer wieder vor, dabei mit rechtsgerichteten Paramilitärs zu kooperieren. Ein Zeuge, der von einem Massaker der Paramilitärs berichtete, in das Uribe 1997 verwickelt gewesen sein soll, wurde 2008 ermordet. Der kolumbianische Journalist Gonzalo Guillén erhielt 2007 nach der Veröffentlichung von Recherchen über Uribe anonyme Drohungen und verließ daraufhin das Land.

Für Uribe und Chao müssen die zwei langjährigen Verwaltungsräte Andrew Knight und John Thornton ihre Stühle räumen.

Die News Corp. versucht zurzeit, ihr Renommee wiederherzustellen, das unter dem Skandal um die inzwischen dicht gemachte Sonntagszeitung News of the World extrem gelitten hat. Überdies läuft die Abspaltung des Verlagszweigs von Film, Fernsehen und digitalen Medien.

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