Spielfilmtipps zu Weihnachten:Passionsgeschichten

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Hat Respekt für den vermeintlichen Mörder Coffey (Michael Clarke Duncan, Mitte): Gefängniswärter Edgecomb (Tom Hanks, l., mit David Morse). (Foto: Warner Bros.)

"The Green Mile", "Der Herr der Ringe", "The Tree of Life" und "The Wolf of Wall Street": die Filme zu Weihnachten.

Von Nicolas Freund

The Green Mile

Drama, RTL 2, Sonntag, 20.15 Uhr

Weihnachten mit Stephen King, das geht: die 1930er, der Todestrakt eines amerikanischen Gefängnisses. Paul Edgecomb (Tom Hanks), herzensguter Gefängniswärter für die zum Tode Verurteilten, bekommt es mit einer ganzen Parade schräger Gestalten zu tun, darunter ein Franzose mit einer dressierten Maus und John Coffey, ein gutmütiger, schwarzer Riese, der zwei Mädchen ermordet haben soll. Das Leben schwer machen ihm der sadistische Kollege Percy - und die Zweifel an Coffeys Schuld. Nicht nur, weil der durch Handauflegen Edgecombs Blasenentzündung geheilt und andere Wunder vollbracht hat. Eine herzliche Passionsgeschichte über Rassismus, Gnade und Glauben nach Stephen King, die besser zu Ostern als zu Weihnachten passt. Aber so genau muss man es beim TV-Programm ja nicht nehmen.

Der Herr der Ringe

Fantasy, Pro Sieben, Freitag, 16.40 Uhr

Das Fernsehprogramm lässt ja immer auch tief blicken. Bei Pro Sieben laufen an Weihnachten vom späten Nachmittag bis Mitternacht der erste und zweite Teil (20.15 Uhr) der Verfilmung von Der Herr der Ringe. Zu viel Corona-Talk am Esstisch? Zu viele Verschwörungstheorien vom lustigen Onkel Ronny? Kein Problem, hier lang geht's nach Mittelerde. Jemand bei dem Sender muss gedacht haben, es gibt ein Publikum, das sieben Stunden Hobbit-Dröhnung dem Familienessen vorzieht. Unrecht tut man der inzwischen etwas zum Extrem-Eskapismus gewordenen Verfilmung damit aber schon. Der erste Teil kam nämlich vor genau 20 Jahren in die Kinos und war, das kann man mit diesem Abstand nun sagen, so epochal wie die Romanvorlage J. R . R. Tolkiens. Eine Meisterleistung von Regisseur Peter Jackson, die nichts von ihrem Charme und Zauber verloren hat.

The Tree of Life

Drama, Tele 5, Nacht zu Sonntag, 0.20 Uhr

An Weihnachten geht es um Tradition. Und im deutschen Fernsehen hat es Tradition, alles, was ein wenig komplizierter ist, mitten in der Nacht zu senden. The Tree of Life von der Regie-Legende Terrence Malick ist ein Film, der manches Kino zwang, für Besucher eine Warnung auszusprechen: Achtung, hier geht es um hochgradig philosophische Themen, noch dazu wird nicht linear erzählt. Bitte nicht von den Hollywoodstars Brad Pitt und Jessica Chastain auf dem Plakat täuschen lassen. Der Film handelt von Jack (Sean Penn), der sein ganzes Leben zwischen den Lebenswegen taumelt, die ihm seine Eltern vorgeschlagen hatten: dem der (männlichen) Härte oder dem der (weiblichen) Gnade. Malick entwickelt aus diesem Konflikt eine Seins-Philosophie in Bildern. Kann man kitschig und vermessen finden - oder ein absolutes Meisterwerk.

The Wolf of Wall Street

Satire, Vox, Samstag, 22.40 Uhr

Ähnlich legendär wie Der Herr der Ringe: The Wolf of Wall Street von Martin Scorsese, die Filmbiografie des Brokers Jordan Belfort, der in den Neunzigern mit halblegalen Methoden ein Vermögen anhäufte - das er sofort in Autos, Häuser, Frauen und Drogen investierte. Dem Film wurden unter anderem Pornografie sowie die Glorifizierung von Finanzkriminalität und Drogenkonsum vorgeworfen. Leonardo DiCaprio spielt hier jedenfalls die Rolle seines Lebens. Es macht aber nicht nur großen Spaß, bei diesem Wahnsinn zuzusehen: Das Drehbuch von Sopranos-Autor Terence Winter ist auch eine treffende Studie von Charakteren, die sich zu solchen "Karrieren" hingezogen fühlen. Sogar der echte Jordan Belfort fand das alles authentisch. Nur nicht den Drogenkonsum. Er habe natürlich viel mehr genommen als in dem Film dargestellt.

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