Spielfilmtipps zu Ostern:Äußerer Zwang oder Feigheit?

Lesezeit: 2 min

Sie gehorchen den ungeschriebenen Regeln der feinen Gesellschaft: Gräfin Olenska (Michelle Pfeiffer) und Newland Archer (Daniel Day-Lewis). (Foto: imago/United Archives)

"Zeit der Unschuld", "Verflucht, verdammt und Halleluja", "Die Olsenbande in der Klemme" und "Das Fest": die Fernsehtipps zu Ostern.

Von Florian Kaindl

Zeit der Unschuld

Drama, 3sat, Sonntag, 22.25 Uhr

Der peinlich genaue Blick dominiert Martin Scorseses Kostümfilm von 1993. Edith Wharton, von der die Vorlage stammt, war eine meisterhafte Chronistin ihrer Zeit. Die feine New Yorker Gesellschaft um 1870 ist in ihren Strukturen der Mafia - Scorseses Lieblingsmilieu - nicht unähnlich. Es gibt ungeschriebene Regeln, die man nicht brechen darf. Wenn jemand wie die Gräfin Olenska (Michelle Pfeiffer) sich scheiden lassen will, ist das in ihren Kreisen ein Sakrileg. Der Geschäftsmann Archer (Daniel Day-Lewis) verliebt sich in die unabhängige Frau, heiratet aber ihre biedere Cousine (Winona Ryder). Was davon äußerer Zwang ist und was Feigheit, bleibt letztlich dem Zuschauer überlassen. Die Erzählerin aus dem Off setzt den Ton, Scorsese und sein liebster Kameramann Michael Ballhaus liefern die soghaften Bilder.

Verflucht, verdammt und Halleluja

Western, RBB, Samstag, 22.10 Uhr

Die Kloppereien mit Terence Hill und Bud Spencer aus den Siebzigern genießen Kultstatus. Schöpfer des speziellen Genres war der italienische Regisseur Enzo Barboni, der die beiden als schlagkräftiges und vor allem kalauerndes Duo in Szene setzte. In seinem eher sanftmütigen Western ist Terence Hill auf sich allein gestellt, als britischer Gentleman, der im Wilden Westen sein Erbe antritt. Er hat mit Schlägereien nichts am Hut und steckt seine Nase in Bücher statt in den Saloon. Die drei Kumpel des verstorbenen Vaters, allesamt Banditen, sollen allerdings einen richtigen Mann aus ihm machen. Es kommt zum Kulturbruch, für ihn und für seine zukünftigen Freunde. Neben dem Haudrauf-Humor hat der Film noch eine tiefere, fast poetische Ebene. Am Ende fährt ein Zug durchs Bild, das Zeitalter der Moderne hat begonnen.

Die Olsenbande in der Klemme

Komödie, MDR, Montag, 16.15 Uhr

Es gibt da einen Meisterdieb der Filmgeschichte, von dem nicht alle wissen. Die Rede ist von Egon Olsen und seiner Bande, also den treuen Gehilfen Benny und Kjeld. Die dänische Reihe mit sage und schreibe 14 Folgen von 1968 bis 1998 war in der DDR ein Hit, in Westdeutschland blieb sie bis heute unter dem Radar. Umso mehr lohnt es sich, sie neu zu entdecken: Egon Olsen, immer im Anzug mit Hut und Zigarre, träumt so groß wie Danny Ocean oder andere glamouröse Bankräuber. Nur braucht er dafür keine komplizierten Werkzeuge, unter Umständen reicht ein Angelhaken oder schlichtes Büromaterial. Der Stil ist in der zweiten Folge noch nicht ganz fertig entwickelt, aber die Ansätze sind schon zu erkennen: dänisches Design, so weit das Auge reicht, liebenswerte Charaktere, eine Prise Dadaismus und subversive Gesellschaftskritik.

Das Fest

Drama, One, Montag, 23.15 Uhr

Dänemark aus einer anderen Perspektive: 1995 schlossen sich die Filmemacher Thomas Vinterberg, Lars von Trier und zwei weitere Regisseure zu einem Bündnis namens "Dogma 95" zusammen. Ihre Regeln lauten, verkürzt gesagt: nur Originalschauplätze, keine Spezialeffekte, alles mit Handkamera gedreht. Vinterbergs Drama von 1998 ist ein herausragendes Beispiel für diese Praxis. Patriarch Helge feiert seinen 60. Geburtstag mit Familie und Gästen. Man ahnt früh, dass es keine fröhliche Party geben wird. Die Ahnung bestätigt sich, als der älteste Sohn Christian (Ulrich Thomsen) von jahrelangem Missbrauch durch den Vater erzählt, der seine Schwester in den Suizid getrieben hat. Auch wenn es beim Zuschauen wehtut, bleibt die Kamera von Anthony Dod Mantle konsequent drauf. Ein vermeintlich kleiner Film mit ungeheurer Wucht.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusARD-Serie "Kafka"
:Kafka, das Klugscheißerle

Mit viel Wind bewirbt die ARD David Schalkos und Daniel Kehlmanns TV-Sechsteiler über den großen Schriftsteller. Das Ergebnis: durchaus normales Fernsehen.

Von Johanna Adorján

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: