Spielfilmtipps zu Dreikönig:Verführerischer Voyeurismus

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Vor wem hat L.B. (James Stewart) mehr Angst: vor dem mutmaßlichen Mörder, den er ausspioniert - oder vor Lisa (Grace Kelly), die ihn heiraten will? (Foto: Paramount Pictures et Patron Inc. 1954)

"Das Fenster zum Hof", "Avengers: Endgame", "Merida" und "Zurück in die Zukunft" : die Spielfilmtipps zu Dreikönig.

Von Milan Pavlovic

Das Fenster zum Hof

Krimi, Arte, Sonntag, 20.15 Uhr

Voyeurismus gehört zum Kino wie Küsse zu einer Love Story oder Leichen zu einem Mordfall. Es gibt nicht viele Filme, die das so deutlich und verführerisch gezeigt haben wie Hitchcocks Das Fenster zum Hof (1954). L.B. Jefferies nimmt mit seinen Blicken auf die umtriebige Nachbarschaft unsere Position ein; als Fotograf bringt er uns dem "Schauspiel menschlicher Schwächen" (François Truffaut) mit Teleobjektiven viel näher. Das überschattet den heißen Sommer, den er im beinlangen Gips daheim im Rollstuhl verbringen muss - heimgesucht von seiner Freundin, die zwar ultraelegant ist, ihn aber ins Ehekorsett zwängen will. Als wäre die Angst vor dem Ende des Abenteurerlebens nicht genug, erlebt Jefferies im Hof ein Potpourri heikler Paargeschichten - und entwickelt eine Mordfantasie, die im Haus gegenüber Gestalt annimmt.

Avengers: Endgame

Abenteuer, Pro Sieben, Sonntag, 20.15 Uhr

Die zarten Harten: Es ist keine fünf Jahre her, da wirkte die Idee des Marvel-Universums ausgefuchst und unwiderstehlich. Die Macher nutzten den Luxus von elf Jahren und 21 Superhelden-Filmen, um den Showdown mit Weltenvernichter Thanos auf die Spitze zu treiben. Die Russo-Brüder konnten zwar der Versuchung einiger ewig langer Duelle nicht widerstehen. Aber in etlichen "kleinen" Momenten entwickelt Endgame (2019) eine ungeahnte emotionale Wucht: die Opfer von Thanos und Natasha auf Vormir; oder wenn à la Zurück in die Zukunft mit der Dehnbarkeit von Futur II gespielt wird. Dann begegnet zum Beispiel Tony Stark seinem gleichaltrigen Vater oder Captain America ist nur einen Türknauf entfernt von seiner großen Liebe, Peggy Carter. Egal, was Marvel seitdem aufgetischt hat, es wirkte halb gar und kam nicht annähernd an Endgame daran.

Merida

Animationsfilm, Disney Channel, Freitag 20.15 Uhr

Die Titelfigur dieses animierten Pixar-Abenteuers gehört zu den harten Zarten. Es sollte bloß niemand wagen, die toughe Tochter eines Clan-Chefs in den Highlands in ihrer Anwesenheit als zart zu bezeichnen. Der Trick des Films ist, dass Merida in ein Schlamassel gerät, aus dem sie sich mit Pfeil und Bogen nicht befreien kann. In Lilo & Stitch (Disney Channel, Freitag, 18.50 Uhr) sorgt der Charme der Hawaiianerin Lilo dafür, dass die Killerkreatur Stitch zu einem Surfer mit Elvis-Tolle wird. Die fabelhafte Welt der Amélie (One, Samstag, 18.20 Uhr) ist höchst romantisch - aber bei ihrem Drahtseilakt über der Lava der Liebe droht die Kupplerin leer auszugehen. Zweimal Michael Douglas als Spielball mörderischer Frauen: Sharon Stone in Basic Instinct (3sat, Freitag, 22.25 Uhr) und Glenn Close in Fatal Attraction (RBB, Samstag, 23.30 Uhr).

Zurück in die Zukunft

Komödie, ZDF Neo, Freitag, 20.15 Uhr

Die Geschichte von Marty McFly gehört längst zum Kanon des Kinos wie jene von Indiana Jones oder Rocky (Arte, Sonntag, 14.35 Uhr). Was die Filme außerdem miteinander verbindet: dass sie fast nicht zustande gekommen wären. Vor allem das Script zu Zurück in die Zukunft war Geldgebern zu fein; dass der zeitreisende High-School-Boy McFly in der Vergangenheit erst mal seine Eltern verkuppeln muss - was kompliziert wird, weil sie eher an Marty interessiert ist -, fanden einige unerhört. Und niemand traute Michael J. Fox zu, den Film zu tragen. Niemand außer Steven Spielberg. Im Sommer 1985 folgte das Happy End. Marty durfte erschrocken fragen: "My mother has the hots for me?!", und an den Kinokassen distanzierte Marty sogar Sylvester Stallones Rambo II. 1989 und 1990 gab es halbwegs vergnügliche Fortsetzungen, die gekonnt mit Plusquamperfekt und Futur II spielten.

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