Spielfilmtipps zum Wochenende:Faszinierend undurchschaubar

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Trotz aller Ausschweifungen entwickelt Sebastian (Ryan Phillippe, r.) unverhofft Gefühle für Annette (Reese Witherspoon, l.). (Foto: Kinowelt Filmverleih GmbH 1998)

"Eiskalte Engel", "Der Mann, der niemals lebte", "Die üblichen Verdächtigen", "El Dorado" und "Nie wieder Sex mit der Ex": die Fernsehtipps zum Wochenende.

Von Florian Kaindl

Eiskalte Engel

Drama, Sixx, Sonntag, 20.15 Uhr

Dieser Film atmet konsequent den Zeitgeist kurz vor der Jahrtausendwende, von den Bildern bis zur Musik. Bei der ganzen MTV-Ästhetik könnte man glatt vergessen, dass das Treiben der Jungen, Reichen und Schönen an einer New Yorker Highschool auf einem Briefroman aus dem 18. Jahrhundert basiert. Stephen Frears hatte Ort und Zeit in seiner Adaption 1988 noch unverändert gelassen: In Gefährliche Liebschaften spann Glenn Close als Marquise de Merteuil mit John Malkovich als Vicomte de Valmont ihre Intrigen. Roger Kumble verlegte den Schauplatz in die Gegenwart, behielt aber die manipulative Natur der Hauptfiguren bei. Kathryn (Sarah Michelle Gellar) und Sebastian (Ryan Philippe) sind Stiefgeschwister und, nun ja, versaut. Sie überlegen permanent, wie sie anderen schaden können - sei es aus persönlichem Lustgewinn oder aus verletzter Eitelkeit.

Der Mann, der niemals lebte

Thriller, Arte, Sonntag, 21.50 Uhr

Von den Dutzenden großen Filmen, die Ridley Scott gedreht hat, ähnelt dieser denen seines Bruders Tony am meisten. Wie in dessen Spy Game (2001) geht es um ein menschlich unterkühltes Kammerspiel in der Krisenregion des Nahen Ostens. Leonardo DiCaprio spielt den Agenten, Russell Crowe seinen Vorgesetzten. Die Sympathiepunkte sind von Anfang an klar verteilt, eine heikle Mission stellt ihre Zusammenarbeit auf die Probe. Anders als in seinen Schlachtengemälden steht in Scotts Thriller von 2008 das Zwischenmenschliche im Fokus: der Idealismus im Wettstreit mit undurchschaubaren Motiven. Faszinierend undurchschaubar ist auch Kevin Spacey in Die üblichen Verdächtigen (ZDF Neo, Samstag, 23.35 Uhr). Das Meisterwerk von Bryan Singer stammt von 1995 und damit aus einer Zeit, in der man Spacey noch unbelastet beim Spielen zuschauen konnte.

El Dorado

Western, SWR, Samstag, 23 Uhr

Das klassische Hollywoodkino ist ohne Howard Hawks nicht vorstellbar. Der Regisseur wechselte in den Vierziger- und Fünfzigerjahren spielerisch zwischen den Genres, vom Gangsterdrama zum Abenteuerfilm zur Screwball Comedy und wieder zurück. Am leichtesten gingen ihm die späten Western von der Hand, beginnend mit Rio Bravo (1959). Darin raufen sich alternde, vom Leben gezeichnete Helden (John Wayne und Dean Martin) für die gerechte Sache noch einmal zusammen. Dieses Rezept variierte Hawks sieben Jahre später mit noch größerer Ironie und Robert Mitchum anstelle von Dean Martin in El Dorado. Den Abschluss der Trilogie über Männerfreundschaft bildete Rio Lobo (1970). Das Kumpelige fehlt in Sergio Leones Spiel mir das Lied vom Tod (SWR, Samstag, 20.15 Uhr) völlig. Und wenn doch etwas an dieser grandiosen Rache-Erzählung lustig ist, dann ist es beißend schwarzer Humor.

Nie wieder Sex mit der Ex

Komödie, ZDF Neo, Samstag, 20.15 Uhr

Eines von vielen Beispielen dafür, wie die deutsche Übersetzung einen programmatisch eleganten Titel verhunzt. Forgetting Sarah Marshall von Nicholas Stoller aus dem Jahr 2008 spielt im Original auf eine fiktive Welt an, in der Sarah Marshall (Kristen Bell) ein Star ist: die Hauptdarstellerin einer Krimiserie, zu der ihr Freund Peter (Jason Segel) die Musik komponiert. Die private und berufliche Symbiose funktioniert für ihn reibungslos, ihr allerdings fehlt die Action. Also macht sie Schluss. Danach versucht Peter krampfhaft, seine Ex zu vergessen. Dabei ist einiges zotig, doch das meiste schlicht herzerwärmend. Die Herzen des Publikums hat Inspektor Clouseau (Peter Sellers) schon gewonnen, bevor er irgendeinen Fall gelöst hat. In Der rosarote Panther von Blake Edwards brennt er ein wahres Slapstick-Feuerwerk ab (3sat, Nacht zu Montag, 0.45 Uhr).

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