Spielfilmtipps zum Wochenende:Im Schattenreich

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Lucía hat ihre große Liebe leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Wer kann ihr Orientierung bieten? Paz Vega ist wagemutig und schön in "Luciá und der Sex" - eine ähnlich glamouröse und tief reichende Rolle war der Spanierin nie wieder vergönnt. (Foto: Imago)

"Lucía und der Sex", "Kirschblüten", "Rififi" und "Lord of War": die Filmtipps zum Wochenende.

Von Milan Pavlovic

Lucía und der Sex

Melodram, Arte, Sonntag, 23.10 Uhr

Kino-Melodramen, in denen das Schicksal die Hauptrolle spielt, balancieren oft am Abgrund zur Banalität. Denn den allermeisten Filmemachern geht in ihrem Bestreben nach Glück jenes Gefühl ab, dass es bloß eines Windhauchs bedarf, um alles einstürzen zu lassen. Ein paar Jahre lang war niemand auch nur annähernd so radikal in seiner Bereitschaft, alles scheitern zu lassen, wie Julio Medem, über den Hans Schifferle schrieb: "Keiner kann so natürlich, beinahe organisch Räume und Zeiten, Mythos und Alltäglichkeit miteinander verknüpfen." Nach Fingerübungen legte der Baske zwei Meisterwerke vor: Die Liebenden des Polarkreises (1998) und vor allem Lucía und der Sex (2001, mit Tristán Ulloa, Najwa Nimri, Elena Anaya und der luminösen Paz Vega). Die Wirren der Liebe waren selten so sinnlich - und wohl nie so brutal fragil.

Kirschblüten

Drama, BR, Samstag, 22 Uhr

Im nächsten Sommer ist es 40 Jahre her, dass sich Doris Dörrie mit ihrem ersten abendfüllenden Film ( Mitten ins Herz) gleich international einen Namen machte. Gerade einmal 30-jährig, gelang ihr mit Männer (1985) ein Millionenerfolg und der Beweis, dass die Fortsetzung der Karriere nach so einem Hit nicht unbedingt leichter fällt. Die Amplitude in Dörries Schaffen ist immens, die Bandbreite der Stoffe und Stilrichtungen erstaunlich. Auf einen Punkt bringen lässt sich das kaum, aber auffällig ist, dass ihre Filme immer dann am besten sind, wenn nichts behauptet wird und die Pointen nicht gemolken werden, bis die ganze Kuh erwürgt ist, sondern wenn in erster Linie beobachtet wird. So auch in diesem Trip nach Japan, in dem ein träger Pensionär (vorzüglich: Elmar Wepper) in der Fremde zu neuem Leben erwacht. Still, eindrucksvoll, rührend - aber nie rührselig.

Rififi

Krimi, 3sat, Samstag, 22.50 Uhr

Ursprünglich sollte Krimi-Großmeister Jean-Pierre Melville ( Bob le Flambeur) diese Gaunerei inszenieren, bei der ein Quartett einen perfekt ausgetüftelten Juwelier-Raubzug stumm ausführt - nicht ahnend, dass die Probleme erst danach beginnen. Statt Melville übernahm Jules Dassin die Regie, dem das Leben im Schattenreich nicht ganz so elegant von der Hand ging. Dennoch hat das Genre Rififi enorm viele mehr oder weniger gut inszenierte Zitate zu verdanken, vom ersten Mission: Impossible und anderen Abenteuern von Brian De Palma ( Dressed to Kill) über Ocean's Eleven bis zur Thomas Crown Affäre. Auch Melville mischte mit und drehte 1970 den wunderbaren Vier im Roten Kreis, inklusive eines nächtlichen Raubzugs. Er wendete dabei viele der "exakt 19 Situationen zwischen Räuber & Gendarmen" an, die auch Rififi antreiben.

Lord of War

Satire, RTL, Nacht zu Montag, 0.35 Uhr

Eine bissige Satire, die keinen schont. Das fängt schon an mit dem Vorspann, der den Weg einer Patrone im Stil einer Sondersendung mit der Maus zeichnet, von der Herstellung bis zum Abschuss. Danach geht es um den US-Immigranten Juri, der Vermögen und Glück wittert, als die Sowjetunion auseinanderbricht. Er ersteht Waffen für Dumpingpreise und verhökert sie für großes Geld in Krisengebiete. Wer seine Waffen wo benutzt, blendet er aus, er versteht sich eher als Landwirt, der Milch liefert. Im Gegensatz zu Bauern wohnt Juri (Nicolas Cage) freilich in einem Palast mitten in New York, mit einer unerhört schönen Frau (Bridget Moynahan), die ebenfalls lernt, wenn nötig wegzugucken. Die Kunst von Andrew Niccols oft unverschämt amüsantem Film ist, dass er nicht plump moralisiert, sondern zeigt, wie leicht man der Versuchung erliegt.

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