Spielfilmtipps zum Wochenende:Das Malheur mit den Oscars

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Im Kofferraum des Fluchtwagens funkt es sofort zwischen Karen (Jennifer Lopez) und Jack (George Clooney). Das einzige Problem in "Out of Sight": Sie ist eine FBI-Frau - und er ein Hallodri, der gerne Gefängnisse verlässt, wann er will. (Foto: Universal Pictures Home Entertainment)

"Out of Sight", "Interstellar", "Casino" und "The Descent": die Fernsehtipps zum Wochenende.

Von Milan Pavlovic

Out of Sight

Krimi-Romantikkomödie, ZDF Neo, Samstag, 20.15 Uhr

Als Steven Soderbergh 1989 für sein Debüt Sex, Lügen & Video den Hauptpreis in Cannes gewann, sagte er: "Von hier kann's nur noch abwärts gehen." Er hätte kaum erwartet, dass der Scherz gut zehn Jahre zum Fluch werden würde. Selbst als ihm 1998 mit Out of Sight das Comeback des Jahrzehnts gelang, wurde er zunächst sträflich übergangen: Das Mainstream-Publikum war noch nicht so weit, diese perfekte Mischung aus Krimi, Romanze und Komödie zu goutieren. Seltsam, denn es gibt es nur wenige Filmpaare, bei denen es direkt so funkte wie bei George Clooney (ultracooler Hallodri) und Jennifer Lopez (ultraschicke FBI-Novizin). Mundpropaganda katapultierte den Film an die Spitze seines Genres, allerspätestens nachdem Soderbergh 2000/01 mit Erin Brockovich, Traffic und Ocean's 11 drei weitere Meisterwerke gefertigt hatte.

Interstellar

Sci-Fi, RTL 2, Sonntag, 20.15 Uhr

Wenn nicht noch ein mittleres Malheur geschieht, wird Christopher Nolan am kommenden Sonntag mit Oppenheimer endlich zu Oscar-Ehren kommen - dabei hätte der Brite den Regiepreis viel früher für (noch) bessere Werke verdient gehabt, ob nun Dunkirk, The Dark Knight oder Interstellar: jene sublime Vision einer nicht sehr fernen Zukunft, in der die Erde unbewohnbar wird und Teams aufbrechen, nach einer neuen Heimat zu fahnden. Was für Gefahren in dieser Suche stecken, zeigt das ebenso kühle wie berührende Drama, das voll in Nolans ewiges Thema der Dehnbarkeit von Zeit und Raum passt, mit einem Trip von Matthew McConaughey und Anne Hathaway auf einen unerforschten Planeten: Während sie kaum mehr als eine Stunde unterwegs waren, sind für den Kollegen auf dem Raumschiff mehr als 20 Jahre vergangen.

Casino

Mafiafilm, RBB, Samstag, 23.35 Uhr

Noch eine Oscar-Anekdote: Mitte der 1990er hatten die meisten Wahlberechtigten endlich eingesehen, wie albern es war, dass Martin Scorsese weder für TaxiDriver noch Raging Bull noch GoodFellas einen Regie-Oscar gewonnen hatte. Sie wollten den Fehler unbedingt ausbügeln - doch das Zocker-Epos Casino, in dem der jüdische Gauner Sam Rothstein (Robert De Niro) in Las Vegas Unsummen für die Mafia einnimmt, war 1995 der richtige Film zur falschen Zeit: zu finster, zu brutal, zu nah an GoodFellas, auch wegen der nicht mehr ganz neuen Masche von Joe Pesci als Killer. Uneingeschränkt war nur das Lob für Sharon Stone: Als Frau, die Sams Herzrhythmus aus der Balance bringt, war sie so gut wie nie - natürlich auch dank ihres Regisseurs. Es dauerte freilich weitere elf Jahre bis zu Scorseses Oscar-Triumph, Anfang 2007 mit The Departed.

The Descent

Horror, RTL 2, Samstag, 22.35 Uhr

Gute Horrorfilme funktionieren am besten in vollen Kinos, weil das gemeinsam Erlebte den Schrecken nicht multipliziert, sondern potenziert. Die besten Genre-Beiträge entfalten ihre Kraft aber sogar im Heimkino, wenn es ihnen gelingt, Urängste zu füttern. Der Schocker The Descent zeigt, wie sechs Frauen merken, dass ihre Einheit zerbröselt. Da stecken sie aber schon in einem tückischen Höhlensystem, in dem einem die Decke ständig auf den Kopf zu stürzen droht. Und als Zugabe wird ihnen klar, dass sie nicht allein sind. Die Furcht vor dem Unbekannten prägt auch das ungemütliche Road Movie Jeepers Creepers (Tele 5, Sonntag, 22 Uhr), in dem zwei Geschwister terrorisiert werden. David Cronenbergs Klassiker Die Fliege (3sat, Sonntag, 23.15 Uhr) zeichnet aus, dass der Protagonist Seth (Jeff Goldblum) seiner Mutation in eine riesige Stubenfliege mit der Neugier eines Wissenschaftlers begegnet.

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