TV-Kritik: "Wer macht mir den Hof?":Bäuerin sucht Mann

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Wenn das "Maigirl Manuela" in rotweißkarierter Unterwäsche für den Jungbäuerinnen-Kalender posiert und Spargelbäuerin Alexandra viel "Kundenkontakt" hat: Das ZDF versucht sich an einer öffentlich-rechtlichen Ausgabe von "Bauer sucht Frau". Aber nicht nur die Kommentare aus dem Off sind noch dümmlicher als beim Original.

Mirjam Hauck

Die Sendung zeige falsche Klischees, wetterte der Bauernverbandspräsident Gerd Sonnleitner. Sie gebe vor, ernsthaft zu sein, stelle aber nur Seltsamkeit aus, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Wenige Sendungen erzürnen die Kritiker derart wie die RTL-Kuppelshow Bauer sucht Frau. Durchschnittlich acht Millionen Menschen sehen das pro Folge anders und machen die Show zu einer der erfolgreichsten im deutschen Fernsehen.

Rocksongs unter schlüpfenden Küken - die ZDF-Doku Wer macht mir den Hof? versuchte, der RTL-Sendung Bauer sucht Frau nicht allzusehr zu gleichen (dieses Foto stammt nicht aus der Doku). (Foto: AP)

Das ZDF dachte sich wohl, das können wir auch. Und um nicht allzu dreist zu kopieren, wählte man statt einsamer Männer drei Single-Landwirtinnen aus und verpasste der Doku in der Reihe 37 Grad den Titel Wer macht mir den Hof?. Doch die Wortspielhölle war leider nur das Fegefeuer.

Am allerwenigsten kann man dafür die drei Protagonistinnen ins Gebet nehmen. Offen erzählten sie von ihren Wünschen und Sehnsüchten. Offenbar in der Annahme, dass das ZDF daraus eine Reportage macht, die ihnen und ihrem Anliegen - Landwirt- und Partnerschaft unter einem Hut zu bringen - gerecht wird.

Doch dann flüsterte die Stimme aus dem Off der Pferdegestütsbesitzerin zu, die E-Mails und SMS einer Internetbekanntschaft seien "das Highlight ihres derzeitigen Lebens". Der Spargelbäuerin gab sie beim Besuch eines Weinfests mit, "der Abend habe Potential" und attestierte ihr beim Spargelverkauf gar, sie habe viel "Kundenkontakt": Aus erfolgreichen Frauen werden so in Sekunden verzweifelte Weibchen, denen erst ein Mann den Sinn im Leben geben kann.

Hilflose Reime

Hatte man das dümmliche und ärgerliche Frauenbild ausgeblendet, konnte man sich doch amüsieren: Über die verzweifelten Versuche des ZDF, nicht allzusehr das Original zu kopieren - aber dennoch Professionalität auszustrahlen: Statt Kuschelballaden untermalten nun Rocksongs die Szenen von schlüpfenden Küken und über die Koppel tollende Fohlen. Das passte so wenig zur gezeigten Landidylle wie die gestellten Kameraeinstellungen. Da wurde eine Bäuerin mit Laptop in den Stall gesetzt, schließlich suche sie ja auch im Internet nach dem passenden Partner.

Ähnlich hilflos waren auch die Stabreim-Reimereien. RTL hätte es wohl mit einer "sanften Schwarzwaldbäuerin" oder einer "patenten Pferdewirtin" versucht, im ZDF gab es lediglich das "Maigirl Manuela" - zum in Nahaufnahme gezeigten Shooting für den Jungbäuerinnen-Kalender.

Ausgestellte Seltsamkeit und dümmliche Klischees: Das Öffentlich-Rechtliche hat mittlerweile viel von den Privaten gelernt.

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