Trump und die Bilder:Hart, wenig herzlich

Lesezeit: 3 min

Seriös und staatstragend: Donald Trump am Telefon im Oval Office. (Foto: AP)

Donald Trumps Inszenierung auf offiziellen Fotos ist bislang überraschend eindimensional und verschlossen. Das zeigt, wie unsicher der US-Präsident noch immer ist.

Von Beate Wild, New Orleans

Es gibt Donald Trump seit einiger Zeit zweimal - einmal auf Twitter und dann noch auf Bildern. Der Trump auf Twitter gibt sich volksnah. Er gewährt Einblicke in seine Stimmungslage und Gedanken und tut hemmungslos seine Meinung kund. Der Trump auf den Fotos seit seiner Präsidentschaft ist ernst, griesgrämig, hölzern und damit: verschlossen.

Er posiert mit einer Runde Herren in grauen Anzügen. Oder er steht da und reckt Daumen in die Höhe. Die Bilder zeigen Trump am Rednerpult, beim Händeschütteln oder beim Aussteigen aus einem Flugzeug. Immer so staatstragend, wie es die jeweilige Tätigkeit eben hergibt.

Instagram

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von Instagram angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Instagram angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Das darf zunächst nicht sehr verwundern: Pressefotografen haben wenig Gelegenheit, ihn anders abzulichten, denn die Trump-Regierung schließt sie von privaten und sogar von einigen offiziellen Terminen aus. Wenn der Präsident in Florida Golf spielt, dürfen sie beispielsweise nie dabei sein. Selbst dann nicht, wenn er gegen den japanischen Premierminister Shinzo Abe antritt. Und wenn die Fotografen mal ins Weiße Haus gelassen werden, finden sie stets eine inszenierte Situation vor. Trump posiert dann extra oder blickt direkt in die Kamera.

Das ist also die eine Seite - die Kontrolle der Berichterstattung. Interessant ist nun aber, dass auch Trumps Hoffotografin Shealah Craighead keine anderen Bilder liefert. Auf Trumps Facebook- und Instagram-Konten finden sich nur Fotos und Videos von offiziellen Terminen sowie Screenshots seiner Tweets. Privates kommt so gut wie gar nicht vor - außer die Enkelfotos, die er von den Profilen seiner Kinder retweetet.

Und das verwundert nun doch. Es ist doch schließlich längst so: Zeigt sich ein Prominenter oder Politiker im Social-Web als Privatmensch, büßt er nichts von seinem Respekt ein. Im Gegenteil: Er kann sogar Nähe und damit Vertrauen herstellen.

Trumps Amtsvorgänger hatte das verstanden. Barack Obama legte auf eine Inszenierung jenseits erwartbarer Politiker-Fotos Wert. Neben dem staatsmännischen, offiziellen Obama, gab es noch viele andere Obamas: scherzend mit Kindern. Beim Herumtollen mit den Hunden. Mit den Füßen lässig auf dem Schreibtisch. Bei einer Fistbump-Begrüßung mit einem Putzmann. Beim lässigen Plaudern mit Jay Z und Beyoncé. Beim "Mic Drop" nach einer Rede. Beim Bromancen mit Joe Biden.

Instagram

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von Instagram angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Instagram angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Obama hat sich neben dem präsidialen Gestus also stets auch als urbaner Intellektueller inszeniert - und als Familienmensch. Als einer, der souverän mit Promis umgeht und selbstironisch mit Comedians. Kurz: als vielschichtige Persönlichkeit. Ganz bewusst hat er dabei außerdem die Codes der afro-amerikanischen und der Popkultur verwendet, um auch Schwarze und junge Amerikaner anzusprechen. Die Republikaner reagierten damals gerne noch mit dem Vorwurf, er agiere zu salopp für einen Präsidenten.

Zwei Millionen Fotos von Obama

Geholfen bei dieser Inszenierung hat ihm vor allem sein Fotograf Pete Souza. In den acht Jahren von Obamas Präsidentschaft hat Souza mehr als zwei Millionen Fotos gemacht. Das Weiße Haus postete diese üppig in allen möglichen sozialen Netzwerken. Auch die Obama-Regierung ließ schließich nicht überall Pressefotografen zu, sondern versorgte die Öffentlichkeit lieber selbst mit Bildern.

Instagram

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von Instagram angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Instagram angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Das, was in der Kunstgeschichte als ikonographische Darstellung bezeichnet wird, half Obama im Zeitalter der digitalen Massenmedien, sein Image zu kontrollieren. Man glaubt, diesen Obama zu kennen, so gut wie einen Kumpel aus Uni-Zeiten. Sich jetzt Fotos anzusehen, die ihn beim Wasserskifahren im Urlaub zeigen, fühlt sich deshalb fast an, als würden wir einen Ex-Freund stalken.

Trump dagegen kneift gerne die Augen zusammen und blickt finster drein. Seit kurzem ist auch zu vermuten, warum: Er will wirken wie Winston Churchill. Mitarbeiter seines Wahlkampfteams haben der New York Times erzählt, dass er ihnen auf die Frage, welches Image er gerne etablieren würde, geantwortet habe, er wolle so "tough" rüberkommen wie der ehemalige Premierminister Großbritanniens. Nur keine Schwäche zeigen also. Stets den Eindruck des unnachgiebigen Geschäftsmannes erwecken. Das Staatsmännische ist bei Trump eine Monokultur.

Doch was hält Trump davon ab, sich zu öffnen? Möglicherweise hat Tim O'Brien, der Verfasser der Biographie "TrumpNation" aus dem Jahr 2005, die richtige Antwort. Er behauptet, Trump sei stark verunsichert, wie andere ihn wahrnehmen. Und als US-Präsident will er vor allem eines: ernst genommen und respektiert werden. Deshalb versucht er neuerdings, Härte und Ernsthaftigkeit zu vermitteln. Immer.

Um prägende Bilder loszuwerden, braucht es eben noch prägendere.

Und Trump will immerhin ein Image aus Zeiten loswerden, in denen er noch in Klatschblättern für Foto-Homestorys im goldenen Trump-Tower posierte und kraftmeiernde Auftritte beim Profi-Wrestling absolvierte. Schwere Aufgabe. Einer wie Trump muss viel zurückhalten, damit das klappen kann.

Trump im Bademantel

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Der US-Präsident scheint deshalb den Wert privater Einblicke nicht mehr zu schätzen. Im Februar berichtete die New York Times, dass Trump in den Nächten, die er alleine im Weißen Haus verbringt, gerne in seinem Bademantel fernsieht und im Dunkeln umherwandert. Sein Pressesprecher Sean Spicer beeilte sich, dies zu dementieren: Der Präsident besitze wahrscheinlich überhaupt keinen Bademantel. Das alles seien Erfindungen. In den sozialen Netzwerken posteten Nutzer daraufhin alte Fotos von Trump in unterschiedlichen Bademänteln.

Wenn die zweite Analyse von Trump-Biograph O'Brien auch stimmt, derzufolge der Präsident im Grunde nur ein unstillbares Verlangen nach Anerkennung und Liebe hat, sollte Trump vielleicht über eine kleine Image-Korrektur nachdenken. Es müssen ja nicht gleich Bilder im Bademantel sein.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: