Tatort Luzern "Geburtstagskind":Flickwerk also

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Das Schweizer "Tatort"-Ermittlerteam: Kommissarin Liz Ritschard (Delia Mayer) und Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser). (Foto: dpa)

Flückiger ist allein, aber traurig. Assistentin Ritschard war ein Problemkind. Der erste Tatort nach der Sommerpause will die Privatgeschichte der Schweizer Kommissare mit ihrem Fall verweben, so wie das eigentlich überall probiert wird. Aber nur halbgar.

Von Holger Gertz

Gegen Ende spricht ein Verdächtiger in diesem Krimi den Schlüsselbegriff gelassen aus, "Flickwerk" sagt er. Also, dieser Tatort aus Luzern ist Flickwerk. Er will skandinavisch düster sein, bleibt aber sozusagen im Halbschatten hängen, auch weil Kommissar Flückiger immer wieder schwache Scherze einstreut: die Beleuchtung anstellen und "es werde Licht" sagen, diese Kategorie.

Der Tatort will modern sein, auf einmal läuft alles in Zeitlupe wie in amerikanischen Serien. Aber dann taucht die altmodische Figur des Regierungsrats Mattmann auf, dessen Autoritätsgehabe erinnert an die Zeit der Hesselbachs oder der Unverbesserlichen.

Der Tatort von Regisseur Tobias Ineichen erzählt ein Familiendrama um ein erschlagenes Mädchen. Der leibliche Vater ein ehemaliger Junkie, der Stiefvater ein religiöser Fanatiker mit Standleitung zum Herrn, besonderes Kennzeichen: stechender Blick.

Einerseits kalte, schöne Bilder, andererseits hölzerne Dialoge aus der Phrasenwerkstatt. "Das ist alles, was ich noch habe, das ist meine Welt", sagt der Junkie. "Warum hat sie mir denn nichts davon erzählt?" fragt die Mutter des Mädchens, das seine Schwangerschaft verschwiegen hat.

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Beide - Junkie und Mutter - haben diese leeren Gesichter, mit denen schon bei den Drombuschs leere Sätze bebildert worden sind. Nebenbei will die Episode - die erste nach der Sommerpause - auch die Privatgeschichte der Kommissare mit dem Fall verweben, so wie das zuletzt in Leipzig, Bremen, Wien, Kiel und eigentlich überall probiert wurde, allerdings ziehen die Schweizer auch dieses abgekupferte und sowieso überstrapazierte Motiv dann nur halbgar durch. Flückiger ist allein, aber traurig. Assistentin Liz Ritschard war ein Problemkind. So schleppt es sich dahin.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr

© SZ vom 17.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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