Gegen Ende spricht ein Verdächtiger in diesem Krimi den Schlüsselbegriff gelassen aus, "Flickwerk" sagt er. Also, dieser Tatort aus Luzern ist Flickwerk. Er will skandinavisch düster sein, bleibt aber sozusagen im Halbschatten hängen, auch weil Kommissar Flückiger immer wieder schwache Scherze einstreut: die Beleuchtung anstellen und "es werde Licht" sagen, diese Kategorie.
Der Tatort will modern sein, auf einmal läuft alles in Zeitlupe wie in amerikanischen Serien. Aber dann taucht die altmodische Figur des Regierungsrats Mattmann auf, dessen Autoritätsgehabe erinnert an die Zeit der Hesselbachs oder der Unverbesserlichen.
Der Tatort von Regisseur Tobias Ineichen erzählt ein Familiendrama um ein erschlagenes Mädchen. Der leibliche Vater ein ehemaliger Junkie, der Stiefvater ein religiöser Fanatiker mit Standleitung zum Herrn, besonderes Kennzeichen: stechender Blick.
Einerseits kalte, schöne Bilder, andererseits hölzerne Dialoge aus der Phrasenwerkstatt. "Das ist alles, was ich noch habe, das ist meine Welt", sagt der Junkie. "Warum hat sie mir denn nichts davon erzählt?" fragt die Mutter des Mädchens, das seine Schwangerschaft verschwiegen hat.
"Tatort" nach der Sommerpause:Und dann auch noch Schimanski
Die "Tatort"-Saison geht wieder los - und gleich mehrere Ermittler treten ihren Dienst in der ARD-Krimireihe an. Auf einen alten können die Macher trotzdem nicht verzichten. Was "Tatort"-Fans nach der Sommerpause erwartet.
Beide - Junkie und Mutter - haben diese leeren Gesichter, mit denen schon bei den Drombuschs leere Sätze bebildert worden sind. Nebenbei will die Episode - die erste nach der Sommerpause - auch die Privatgeschichte der Kommissare mit dem Fall verweben, so wie das zuletzt in Leipzig, Bremen, Wien, Kiel und eigentlich überall probiert wurde, allerdings ziehen die Schweizer auch dieses abgekupferte und sowieso überstrapazierte Motiv dann nur halbgar durch. Flückiger ist allein, aber traurig. Assistentin Liz Ritschard war ein Problemkind. So schleppt es sich dahin.
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr