Als ich Anfang der 90er-Jahre als ARD-Korrespondentin nach Moskau kam, hatte ich diesen leidenschaftlichen Ehrgeiz, alles, einfach alles über das neue Russland und das verlöschende Sowjetimperium zu durchdringen. Eine Russland-Versteherin, eine Kennerin von Zusammenbrüchen, Umbrüchen, Aufbrüchen, das wollte ich werden. Die Menschen und ihre Zukunftshoffnungen musste ich damals einfach lieben. Anders als der Westen war Russland nicht auserzählt. Ich lebte in einer unvollendeten Gesellschaft, sie schien sich ruckartig, manchmal blutig ausschlagend vorwärtszubewegen, um dann mindestens einen Schritt zurückzutun und dann lange auf der Stelle zu treten. Moskau war voll von Reporterinnen, Analysten und Geschäftsleuten, die dabei sein wollten, während sich Weltgeschichte entfaltete. So viel Energie! High von geopolitischen Veränderungen - wo passierte dies sonst noch auf der Welt?
Gastbetrag von Sonia Mikich:High in Moskau
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Boris Jelzin bei seiner berühmten "Panzerrede": Am 19. August 1991 ruft der damalige Präsident der Teilrepublik Russland in der UdSSR zum Widerstand gegen Putschisten auf.
(Foto: Diane Lu Hovasse/dpa)Auch wenn dieser Kriegspräsident jede Hoffnung auf Freiheit nimmt: Es gibt ein anderes Russland.
Gastbeitrag von Sonia Mikich
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